Gegen den Ausverkauf der Landwirtschaft

Wertvolle landwirtschaftliche Flächen werden knapp und teuer. Die Gründe dafür: Höhere Nachfrage nach Energiepflanzen, Bodenversiegelung durch Bauen, Aktivitäten nichtlandwirtschaftlicher Käufer, die Boden als Spekulationsobjekt und Geldanlage sehen. Nicht zuletzt der staatlich geförderte Boom von Energiepflanzen und Biogas treibt die Pacht- und Bodenpreise hoch.

Ökobauern reagieren mit unterschiedlichen Modellen auf das Problem. Im Demeter-Bereich entstehen zukunftsträchtige Modelle mit Vorbildcharakter. Mathias von Mirbach vom Kattendorfer Hof bei Hamburg beeindruckte die Zuhörer mit seiner Schilderung der dort praktizierten solidarischen Landwirtschaft. Als Wirtschaftsgemeinschaft leben 500 Menschen unmittelbar von den auf dem Hof erzeugten Lebensmitteln. Sie zahlen monatlich ihren Ernteanteil und geben so den Bauern das nötige Umlaufkapital. »Die Lebensmittel werden vom Preis befreit«, so von Mirbach. »Bei den beteiligten Verbrauchern entsteht Bewusstsein für den Wert.«

Christian Hiß, Gründer und Vorstand der Regionalwert AG für die Region Freiburg, sieht in der Beteiligung von Aktionären an Öko-Betrieben die Chance, über die Art der Bewirtschaftung mitzubestimmen.

Um die Einbindung von Verbrauchern geht es auch Slow Food Deutschland. Der Verein hat dafür das Modell der Genussgutscheine entwickelt, mit denen zum Beispiel Stall- oder Käsereibau finanziert werden können. Der Rechtsanwalt Thomas Rüter steuerte als weiteres erprobtes Modell die gemeinnützigen Höfe bei.

Eine Studie von Demeter International zeigt, dass der Bodenmarkt in Europa verschärft zum Problem für Lebensmittel erzeugende Landwirte wird. Eine Umfrage bei Demeter- und Bioland-Betrieben ergab: 80 % hatten nicht das Kapital, angebotene Flächen zu kaufen bzw. ihnen waren diese deutlich zu teuer. Die Pachtpreise sind seit 2007 um 45 % gestiegen. 60 % der Befragten äußerten daher Interesse an Finanzierungsinstrumenten zum Landkauf.

Wenn Bürger in die Ökoproduktion auf Höfen und Gärtnereien investieren und landwirtschaftliche Öko-Betriebe sich für Beteiligungen öffnen, stärkt das die transparente Öko-Erzeugung und den Faktor Regionalität. Slow Food Deutschland und Demeter unterstützen solche Initiativen als Beitrag zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft, für eine sauberere und fairere Lebensmittelwirtschaft.

Eine kleine Broschüre zur Veranstaltung informiert unter dem Titel »Beteiligen! Landwirte und Bürger als Partner« über bestehende Kooperationen und Beteiligungsmöglichkeiten wie z. B. die 28 Höfe mit solidarischer Landwirtschaft (CSA), eine Handvoll Kapitalgesellschaften oder  ca. 140 gemeinnützige Biohöfe. Auch Genussscheine als Finanzierungsmittel sowie der Biobodenfonds der GLS-Gemeinschaftsbank werden vorgestellt, ebenso eine Zusammenfassung der Studie. 

Weitere Informationen unter: www.demeter.de/politik