Hamburg: Staatlicher Schulversuch mit waldorfpädagogischen Elementen startet

»Der Bund der Freien Waldorfschulen begrüßt die Initiative, die die Erfahrungen der bisherigen Lehrer der Fährstraßenschule mit dem Ansatz der Waldorfpädagogen zusammenbringen will«, so Henning Kullak-Ublick, Vorstandsmitglied des Bundes der Freien Waldorfschulen (BdFWS). Es sei sehr erfreulich gewesen, wie schnell sich die Lehrer und Lehrerinnen bei ihren Arbeitstreffen in vielen Punkten darüber verständigen konnten, was zum Wohl der Wilhelmsburger Kinder in der Schule notwendig sei. 

Waldorfpädagogen und Mitglieder des bisherigen Kollegiums der GTSFS hatten während des gesamten letzten Schuljahres zusammen Grundzüge einer gemeinsamen Pädagogik erarbeitet. Das Kollegium hatte sich im Laufe des Jahres dreimal mit großer Mehrheit für den Schulversuch ausgesprochen. Es ist vorgesehen, dass die drei Klassen jeweils von einer Waldorflehrerin und einer der bisherigen Lehrerinnen der GTSFS gemeinsam unterrichtet werden.

Zum Schuljahr 2014/15 soll der Schulversuch beginnen. Eine Konzeptgruppe, bestehend aus Lehrern der GTSFS und Waldorflehrern, erarbeitet gegenwärtig die Einzelheiten des Konzeptes für die Eingangsklassen. Am 28.11. 2013 findet ein Informationsabend für Wilhelmsburger Eltern statt, die ihre Kinder nächstes Jahr in der Ganztagsschule Fährstraße einschulen wollen.

Die GTSFS wird im Rahmen des Schulversuchs schrittweise um wichtige Elemente der Waldorfpädagogik erweitert, wobei das Klassenlehrerprinzip im Zentrum des Lernens steht. In Doppelstunden führen die Klassenlehrer die Kinder in alle großen Gebiete des Wissens ein. In diesen jeweils drei bis vier Wochen umfassenden Unterrichtsblöcken werden Fächer wie Deutsch, Mathematik, Sachunterricht u.a. erteilt. Wissenschaftliche Studien bestätigen, dass über mehrere Jahre andauernde verbindliche Beziehungen zu einem Klassenlehrer und der so genannte Epochenunterricht der Waldorfschulen für Kinder aller Begabungen förderlich sind.

In den Fachstunden und am Nachmittag werden Fremdsprachen, Handarbeit, Kunst, Musik und Bewegungsfächer unterrichtet. Herkunftssprachlicher Unterricht wird angestrebt, ebenfalls vertiefter Deutschunterricht, um Kindern mit Migrationsgeschichte einen sicheren Gebrauch der deutschen Sprache in Wort und Schrift zu ermöglichen. Im Sinne eines ganzheitlichen Lernens sollen kognitive Bildungsinhalte mit einem breiten Angebot von handwerklich- künstlerischen und musischen Fächern kombiniert werden. Für Kinder mit besonderem Förderbedarf gibt es zusätzliche Lern-, Sprach- und  Übungsangebote.

Die Waldorfpädagogik ist im Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg schon seit Jahren mit einem interkulturellen Waldorfkindergarten präsent, der inzwischen an zwei Standorten arbeitet. Ursprünglich sollte dort auch eine Waldorfschule entstehen, vom Schulsenator kam dann jedoch der Vorschlag des Schulversuchs an der GTSFS – in gewisser Weise eine Anlehnung an den Schulversuch der Albert Schweitzer Schule aus dem Jahre 1945, der ebenfalls mit waldorfpädagogischen Elementen gearbeitet hat und diese bis heute enthält.

Quelle: Bund der Freien Waldorfschulen (cs)