Peripherie

Holzspielzeug in der Waldorfpädagogik

Daniela Wagner

Gegenstände aus Holz gehören zu den ältesten Spielzeugen. Schon in der Steinzeit und im Altertum spielten Kinder mit Naturmaterialien. Mit den Kulturen hat sich auch das Spielzeug weiterentwickelt. Heute scheint das Spielzeugangebot schier unüberschaubar und so ist es auch nicht verwunderlich, dass es eine Gegenbewegung hin zu einem spielzeugfreien Kinderzimmer gibt.

Warum brauchen Kinder Spielzeug?

In der Waldorfpädagogik wird das kindliche Spiel und damit auch die Spielmaterialien als elementar angesehen. Schauen wir in die Natur, können wir ein reiches Angebot entdecken. Stöcke, Rinde, Steine, Wurzeln, Blätter, Muscheln, Kastanien, Eicheln, Tannenzapfen, Erde und Moos bieten unendliche Spiel- und Gestaltungsmöglichkeiten. Kinder benötigen kein perfektes Spielzeug, aber Material, das sie anregt, zu gestalten.

Im Spiel lernt das Kind die Welt und sich selbst kennen. Die Sinne ermöglichen ihm, die Welt wahrzunehmen. Besonders wichtig ist das für die Entwicklung des kleinen Kindes. Zu keiner anderen Zeit findet so viel Wachstum und so viel Formgebung statt wie in den ersten Jahren eines Menschenlebens.

Kinder erleben Sinneseindrücke unmittelbar. Sie wirken auf die Formung und das Wachstum der Organe und des ganzen Körpers. Auch das Seelenleben des Kindes, sein Welt- und Selbstempfinden, wird durch die Sinne beeinflusst. Wird zum Beispiel der Tastsinn angemessen gepflegt, ermöglicht er ein gutes Selbstgefühl, wodurch wiederum Selbstvertrauen entsteht. Aus diesem Grund wird in der Waldorfpädagogik auf die authentischen Sinneswahrnehmungen der Kinder besonders Wert gelegt.

«Das kleine Kind reagiert unmittelbar körperlich und gefühlsmäßig auf alle Sinneseindrücke, nicht über den Verstand. Ein komplexer Sinneseindruck, der viele Qualitäten aufweist, führt zu einer differenzierten Vernetzung im Gehirn, wobei auch die Gefühle beteiligt sind. Dies ist für die späteren kognitiven und sozialen Fähigkeiten von großer Bedeutung.» (Vereinigung der Waldorfkindergärten)

Es gibt nur wenige Materialien, die so viele und wertvolle Tasteindrücke vermitteln können wie Holz. Holz entstammt einem lebenden Organismus, wuchs über Jahre hinweg, atmete, nahm Sonnenwärme auf, bot vielen Lebewesen ein Zuhause. Das Warme und Lebendige ist im achtsam verarbeiteten, mit natürlichen Ölen und Farben behandelten Holzspielzeug nach wie vor spürbar.

Wir leben in der heutigen Zeit, leben und arbeiten mit den Materialien, die uns heute zur Verfügung stehen. Die Vorstellung, wir könnten Kinder spielzeugfrei aufwachsen lassen, ist daher eher abwegig. Zeitgemäßer scheint es, den Kindern Spielzeug zur Verfügung zu stellen, das sowohl die Qualität der Naturmaterialien in sich trägt, als auch die Erkenntnisse und Möglichkeiten unserer Zeit.

Wann ist ein Spielzeug ein Waldorfspielzeug?

Nicht jedes Spielzeug aus Holz ist automatisch ein im Sinne der Waldorfpädagogik förderndes. Was macht Waldorfspielzeug aus? Wir vom Waldorfshop sind der Meinung, dass Spielzeug den Sinn hat, dass das Kind damit spielt und nicht dass es von ihm bespielt wird. Waldorfspielzeug lässt viel Raum für Fantasie und freies Spiel. Es besteht aus natürlichen Materialien und Formen. Das Kind wird durch es angeregt, aber nicht fremdbestimmt. So wird Kreativität, Naturverbundenheit und Eigenständigkeit gefördert. Dafür braucht es Spielzeug, das Material für die Fantasiekräfte des Kindes sein kann, das mit allen Sinnen wahrgenommen und gestalterisch verwandelt werden kann.

Der Waldorfshop wählt sein Spielzeugangebot und die Hersteller, mit denen er zusammenarbeitet, auf Grundlage der genannten Kriterien sorgsam aus. Wir wollen Spielmaterial anbieten, das die Entwicklung des Kindes unterstützt und nicht Teil einer «Waldorf-Folklore» ist.

Das Kind ahmt nach, wovon es umgeben ist

Rudolf Steiner benennt in seinem Aufsatz «Die Erziehung des Kindes» das Grundprinzip von Vorbild und Nachahmung. Das Kind ahmt alles nach, wovon es umgeben ist und was es im Materiellen wie im Geistigen erlebt. Daher spielt es für uns im Waldorfshop auch eine große Rolle, woher das Holz kommt, welchen Weg es zurückgelegt hat, wie und von wem es verarbeitet wurde, bis es bei uns als Spielzeug im Lager landet. Ebenso achtsam bewerben, verpacken und versenden wir.

Das Besondere an Holzspielzeug ist, dass es weit in die Zukunft hinein wirken kann. So sprach mich ein älterer Herr in unserem Ladengeschäft in Kassel an und fragte nach einem Holzlaster, den er seinem Enkel schenken wollte. Dabei war er sehr froh über ein Spielzeug, das aus gut verarbeitetem Buchenholz bestand, wie das aus seiner Kindheit. Er hatte es von seinen älteren Geschwistern geerbt und selbst an seinen Sohn weitergegeben.

Das Holzspielzeug, das unser Lager in Landsberg oder den Laden in Kassel verlässt, hat also nicht nur eine Vergangenheit, sondern auch eine lange Zukunft vor sich. Das mag von der konsumorientierten Seite nicht wirklich clever sein, von der umweltliebenden und menschenachtenden Seite aber klug.

Für uns entsteht aus dem «Waldorf» im Waldorfshop der Anspruch, die Waldorfpädagogik ganz praktisch – anhand von Produkten – in die Familien zu bringen. Durch das direkte Erleben der natürlichen Materialien, der organischen Formen und der warmen, lebendigen Farben können die Werte der Waldorfpädagogik sinnlich erlebt werden.

Durch die Kompetenz unserer Mitarbeitenden, Waldorferzieher:innen und Waldorf-Eltern und durch die Zusammenarbeit mit Herstellern wie Ostheimer und Grapat können wir diesem Anspruch gerecht werden und sinnerfülltes Spielzeug in die Kindergärten, Horte und Familien bringen.

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