Er war bei den Veranstaltungen in seiner ruhigen Präsenz immer anwesend, und am Abend im Saal des Gästehauses zog in den Beiträgen vieler Freunde ein Panorama seines Lebens und Schaffens an uns vorüber, und sein unvergleichlicher Humor blitzte im Widerschein dieser Beiträge auf. Mit der Eurythmie seiner Tochter Mona war die Kunst gegenwärtig, die für ihn immer ein Lebenselixier bedeutete, ebenso wie die altägyptische Kultur, an die er immer wieder anzuknüpfen suchte.
Im Rückblick kann man das Gefühl haben, der Mensch, der all dies in die Realität brachte, habe in einem höheren Auftrag gearbeitet. Die Vision von Sekem, die er schon als 19-Jähriger im Abschiedsbrief an seinen Vater beschrieb, ist ein solches Element. Dazu gehört auch die Art, wie er andere Menschen ansprechen und überzeugen konnte. Ich erinnere mich an eine solche Situation: Er hatte gerade das Sinai-Gelände auf der Ostseite des Suezkanals erworben und den Plan des Vermessers bekommen. Auf der Höhe einer Düne breitete er das Blatt auf der Kühlerhaube aus, um sich ein Bild des Ganzen zu machen, als ein Jeep kam, und ein junger Offizier im Befehlston verkündete, dies sei militärisches Gelände, wir dürften hier nicht sein. Ohne von seinem Blatt aufzublicken, sagte Ibrahim: »Das Gelände gehört mir.« Der Offizier stand ratlos, funkte dann einen Vorgesetzten an und am Ende entspann sich ein Gespräch, in dem Ibrahim ihm sein Vorhaben erläuterte. In vielen kritischen Situationen bewährte sich diese menschliche Sicherheit, das Paradox einer überzeugenden Autorität, gepaart mit grandioser Bescheidenheit. Nur so konnte entstehen, was wir heute mit Sekem vor uns haben.
Eine Freundschaft mit Ibrahim Abouleish war von der Art, dass man sich monatelang nicht sehen konnte, bei jeder neuen Begegnung aber das Gefühl hatte, das Band sei nie unterbrochen worden.
Nun haben wir ihn scheinbar aus den Augen verloren, aber wir können sicher sein, dass er den Fortgang des Sekem-Impulses weiterhin helfend begleiten wird.