Ich habe das Juni-Heft mit Interesse und Gewinn gelesen. Zum Thema Architektur gehört aber auch die Inneneinrichtung der Klassenräume. Das wäre ein eigenes Heft wert. In Waldorfschulen habe ich bislang immer die (für mich unselige) Sitzform in Vierer- oder Sechserreihen hintereinander mit dem Lehrertisch vorn vor der Tafel gesehen. Wie sieht es aus mit Einzeltischen, die zu Zweier-, Dreier-, Vierer- und Sechsertischen zusammengestellt werden können? Welche Stühle gehören in ein Klassenzimmer? Steife Holzstühle oder bewegliche Stühle (Rückentraining)? Wie soll ein Lehrertisch aussehen? Und wie die Tafel? Was ist mit einem interaktiven Whiteboard mit Internetanschluss? Wie steht es mit Laptops für je zwei Schüler? Sollten Schülerinnen und Schüler nicht ihre Gruppenergebnisse auf einem Stick speichern und der Klasse auf einer interaktiven Tafel per Powerpoint vorführen können? Wie wichtig ist Gruppenarbeit im »normalen« Unterricht in der Waldorfschule? Kann/soll ein Waldorflehrer auch Moderator von Gruppenprozessen sein? Können Sie sich eine Schule ohne Klassentüren vorstellen, mit Glaswänden, sodass jeder jederzeit in die Klassen hineinsehen kann? Dank moderner Schalldämmung ist es dennoch leise. Die Flure sind keine Flure, sondern dienen als Rückzugsmöglichkeiten für Kleingruppen, die auch mal außerhalb der Klasse arbeiten und diskutieren wollen. Und in diesem Flurbereich gibt es auch einen Großgruppenraum, in dem man mehrere Klassen zusammenführen kann, wo es Arbeitstische, Computer, Drucker, Leinwand gibt. – Ist das alles für eine Waldorfschule denkbar? Die Schule ohne Klassentüren gibt es in einem Neubautrakt der Beruflichen Schulen in Witzenhausen.
Zum Autor: Wilfried Richert ist ehemaliger Schülervater der Waldorfschule Wera-Meißner und der Waldorfschule Göttingen.