»Sie sind die Pioniere für die schulische Inklusion!«, freute sich Gerd Weimer. »Seit Amtsantritt war es mir ein besonderes Anliegen, diese Schule mit eigenen Augen zu sehen«. Bei strahlendem Frühlingswetter begaben sich die Besucher auf die Tour durch die Schule. Neben Weimer waren der Oberbürgermeister von Emmendingen, Stefan Schlatterer, sowie die Landtagsabgeordneten Sabine Wölfle (SPD) und Marel Schwehr (CDU) als auch die Sozialdezernentin des Kreises Dr. Ulrike Kleinknecht-Strähle zur Schulbesichtigung gekommen.
Es war kein Zufall, dass gerade die Integrative Waldorfschule Emmendingen ausgewählt wurde, gilt sie doch als Vorbild für den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderung. Michael Löser, Geschäftsführer der Schule, erläuterte den Gästen die konzeptionellen Rahmenbedingungen, die es braucht, um als Schule in freier Trägerschaft ein Beispiel gelingender Inklusion im täglichen Miteinander zu organisieren.
In einer Klasse von höchstens 28 Schülern sind vier Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf integriert. Ein Klassenlehrer und ein Heilpädagoge sowie eine Assistenzkraft gestalten gemeinsam den Unterricht. Diese personalintensive Unterrichtsform muss finanziert werden. Derzeit haben 47 Schüler der Schule Förderbedarf.
Weil eine Freie Schule nur eine unzureichende staatliche Förderung durch das Land nach dem Gesetz für Schulen in Freier Trägerschaft erhält und der Integrativen Waldorfschule zudem die Zuschüsse für die Schüler mit Behinderung gekürzt wurden, müssen besondere Fragestellungen immer wieder juristisch geklärt werden. Zudem muss sich die Schule darum kümmern, wie die Eltern für ihre Kinder mit sonderpädagogischem Bedarf finanzielle Hilfen nach dem Sozialgesetzbuch erhalten können. Der Beratung der Eltern kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu. Auch diesbezüglich leistet die Schule Pionierarbeit. Wünschenswert wäre es für alle Beteiligten, Unterstützungsleistungen aus einer Hand zu bekommen, um sich nicht mit verschiedenen Behörden auf unterschiedlichen Ebenen auseinandersetzen zu müssen. Das Bundessozialhilfe-und das Jugendhilfegesetz sind mit dem Landesschulgesetz noch zu wenig abgestimmt.
Allen Besuchern war bewusst, dass die schulische Inklusion im Land weiter ausgebaut werden muss. Hier mahnte die Integrative Waldorfschule Emmendingen an, eine gemeinsame regionale Schulentwicklungsplanung in Gang zu setzen. Die Emmendinger Waldorfschule könnte hierbei Schwerpunktschule werden.
Die Emmendinger Schule habe »landespolitische Geschichte« geschrieben, so Weimer, »bleiben Sie deshalb hartnäckig, indem Sie ihre Ziele konsequent verfolgen«. Man sei am Beginn einer Entwicklung, die aber noch ein gesellschaftliches Umdenken erforderlich mache. »Hier ist die Integrative Waldorfschule Emmendingen der Zeit voraus«.