Bader bietet eine übersichtliche und nachvollziehbare Überschau der Wirtschaftstheorie der »Aktion Dritter Weg«. Es scheint mir meist vergessen, was er in seinem Kapitel »Entstehungsbedingungen und Aufbau der Aktion Dritter Weg« einleitend schildert: »Achberg war in den höchst virulenten 1970er- und 80er Jahren ein wichtiges Zentrum geistig-politischen Aufbruchs«. Einige Repräsentanten des Prager Frühlings waren bei den »Sommertagungen« ebenso wie all die anderen »relevanten Kräfte« alternativer Ansätze und Strömungen.
Es folgen neben methodischen Vorbemerkungen die Darstellung des »Geldbegriffes der Aktion«, des »Arbeitsbegriffes« und des »Eigentumbegriffes«. Im Kapitel »Assoziationen und beratende Kuratorien« schildert der Autor, wie Zusammenarbeit mit dem Ziel, zu besseren, kompetenten und die Interessen ausgleichenden Entscheidungen zu kommen, funktionieren soll. Eine wissenschaftliche Auswertung der vergangenen oder bestehenden Praxis ist hierbei wohl nicht möglich. Die Unwägbarkeiten des menschlichen Verhaltens, auch in assoziativen Zusammenhängen bleiben nach meiner Erfahrung bestehen. Die wirtschaftlichen Verknüpfungen gerade in der Ökobranche, die zu den »Ur-Assoziativen« gehörte, sind heute vielfältig.
Ein wichtiger Bestandteil des Achberger Modells ist die Frage der Arbeitsmotivation, die sich nicht aus dem zu erhaltenden Geld, sprich: Lohn für Arbeit, sondern aus dem integralen Einsatz der eigenen Fähigkeiten ergibt, die nur im großen Ganzen sozusagen als Gesamtleistung zu sehen ist und Sinn ergibt. Gerade die arbeitsteilige Wirtschaft ist hier als Grundlage der Trennung von Arbeit und Einkommen zu sehen und ein Ansatz für ein mögliches »Grundeinkommen«. Demgemäß hat Bader auch der Frage der oft missverstandenen »Selbstverwaltung« ein eigenes Kapitel gewidmet. Nicht nur in alternativ-wirtschaftlichen Zusammenhängen, sondern insbesondere in Waldorfschulen ist dies bis heute ein Dauerbrenner.
Was ist aus all den Intentionen und Anstrengungen der Vergangenheit und so manchem Vordenker geworden? Im Teil II der »Wirtschaftspraxis der Aktion« und Teil III der »Unternehmensdarstellungen« folgen Ausführungen, die darauf eine Antwort geben möchten. Über den Umfang der jeweiligen Geschäftstätigkeiten ist allerdings wenig zu erfahren.
Eine vertiefte Darstellung der jeweiligen Unternehmensgeschichte wäre aus meiner Sicht ebenfalls sehr interessant, mag den Umfang und die Intention dieses Buches allerdings gesprengt haben.
Die Aufarbeitung der theoretischen Grundlagen scheint mir außerordentlich geglückt. Die Übersicht über all die beteiligten Unternehmen ist beeindruckend. Eine Darstellung der täglichen Arbeit mit Aussagen der verschiedenen Mitarbeiter und Gesellschafter, mit all den Erfolgen und Misserfolgen wäre ein weiteres Buch wert. Immer wieder beweist das Leben, wie Theorie und Praxis zusammenkommen. Ich für meinen Teil bin dankbar, dass ich für einige Jahre aktiv an diesem Geschehen beteiligt war und nun eine gedruckte Ausgabe über die Grundlagen und die Arbeit des Achberger Kreises vorliegt.
Michael W. Bader: Jenseits von Kapitalismus und Kommunismus – Theorie und Praxis des Wirtschaftsmodells der Achberger Schule, brosch., 274 S., EUR 39,–, Berliner BWV-Verlag, Berlin 2016