Jugendbuch

Das heitere Sterben der Optimisten

Lola Wittstamm

Wegen dieser Ängste besucht sie gemeinsam mit ein paar anderen Jugendlichen einen Therapiekurs, in dem gebastelt wird. Die Teilnehmenden sind sehr unterschiedlich, finden den gemeinsamen Bastelkurs aber ausnahmslos bescheuert. Dann taucht Jacob auf - in der Schule und im Therapiekurs. Als Jacob und Petula gemeinsam eine Hausaufgabe erledigen sollen, lernen sie sich kennen. Sie kommen sich immer näher und Petula fängt an, über die Ursache für ihre Ängste zu sprechen. Die Therapiegruppe beginnt gemeinsam mit Jacob Filme zu drehen und alle bekommen Platz, die eigene Geschichte zu erzählen. Gemeinsam entdecken Petula und Jacob ihren Alltag neu, betrachten die Welt ein bisschen bunter und lernen, sich zu formulieren. Die Stimmung zuhause hellt sich auf, Petula beginnt ihre pessimistische Grundhaltung zu überdenken und Lust am Leben zu haben. Bis diese neue Lebenseinstellung von einem Vorfall auf eine echte Probe gestellt wird.

Optimisten sterben früher erzählt die Geschichte von jungen Menschen, die mit Schuldgefühlen zu kämpfen haben. Petula beschreibt aus ihrer Perspektive, wie sich der Alltag und der Umgang in einer Familie nach einem Schicksalsschlag ändert. Die Autorin macht das einerseits ganz zart, aufmerksam und berührend und andererseits, vor allem in Situationen mit der Therapiegruppe, laut, grob und lustig. Die Jugendlichen sprechen über ihre Verletzungen, benennen Unrecht und verfluchen das Leben. Gleichzeitig trösten sie einander und versuchen sich zu helfen. Eben diese Gegensätze scheinen realistisch und zeichnen ein greifbares Bild der Gruppe. Dadurch ist es möglich, beim Lesen mitzufühlen, ohne betroffen zu sein.

Der Roman erzählt vom Erwachsensein und dann vielleicht doch noch zurück ins Kinderzimmer wollen, vom Umgang mit Verantwortung und dem Austragen von Konflikten. Gerade das Wechselbad der Gefühle macht einen großen Teil des Lesevergnügens aus. Besonders die Passagen unter den Jugendlichen bringen einen beim Lesen immer wieder zum Lachen und machen Mut, dem Leben auch mit schwerem Gepäck hoffend entgegenzugehen. Mit Schmetterlingen im Bauch, Trauer und Neugierde.

Susin Nielsen: Optimisten sterben früher. 256 Seiten, 18,– Euro, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2021.

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