Der Schlüssel zum Geheimnis

Mareike Stutz

Zusammen mit seinem Namen ist er das einzige Erbstück seines Vaters, den er nie kennengelernt hat. Doch gemeinsam ist die Familie gerade aufs Land gezogen und dabei, sich in ihrem neuen Zuhause einzurichten. An Jacobs neuer Schule scheint sich alles von Anfang an besser zu entwickeln als in der alten und er findet eine Freundin in seiner Klasse. Bereits kurz nach den Sommerferien führt eine Serie von Erkrankungen dazu, dass die Schule geschlossen wird. Da seine Mutter arbeiten muss, reist er mit seiner neuen Freundin Hannah zu deren Tante auf eine Nordseeinsel. Dort begegnet Jacob im örtlichen Rehazentrum der alten Nachbarin von Hannahs Tante. – Erstaunlicherweise scheint die Dame namens Stine ihn zu kennen, obwohl die beiden sich nie zuvor gesehen haben. Sie konfrontiert Stine Jacob mit rätselhaften Andeutungen und Warnungen. Im Garten der alten Dame finden die beiden Jugend­lichen eine Kiste, die dort lange vergraben war. Jacobs ungutes Gefühl wird immer stärker, bis er schließlich versucht, mit dem Schlüssel seines Vaters die Kiste zu öffnen.

Mit einfühlsamen Worten und lebendigen Beschreibungen versetzt uns Gerlinde Kurz in eine hintergründige Welt, deren Geheimnisse ein Zwölfjähriger nach und nach aufdeckt. Ihr gelingt es nicht nur, die Erfahrungswelt der Jugendlichen, die in der heutigen Zeit aufwachsen, nachvollziehbar zu machen. Auch deren Blick auf die eigene Herkunft und die damit zusammenhängenden Ereignisse in einer längst vergangenen Zeit vermittelt sie glaubwürdig und in einer berührenden Sprache. Sie beschwört zeitlose Bilder herauf von Zivilcourage, die das eigene Leben in Gefahr bringt, aber trotzdem gelebt wird. Lebenswege kreuzen sich auf schicksalhafte Weise und gehen wieder auseinander, bis nach vielen Jahren überraschend ungeklärte Fragen beantworten werden.

Gerlinde Kurz: Strandgut, geb., 272 S., EUR 15,90, Urachhaus Verlag, Stuttgart 2015