Nahtod für Jugendliche

Maike Horstmann

Die Geschichte des kanadischen Jugendbuchautors Richard Scrimger ist spannend. Ein 14-Jähriger, nicht der wohlangepasste Nachbarsjunge, sondern ein jugendlicher Krimineller, wird auf einer stark befahrenen Straße angefahren. Unter dem Auto liegend sieht er aufgeregte Menschen und wundert sich – er liegt bereits im Koma. Er erlebt sich und weiß nicht, ob er tot oder lebendig ist, wird in ein Hotel gebracht, das von außerordentlich schrägen Typen bewohnt ist. Grabläufer, Klagende und Schlächter finden sich dort zusammen, um Jim auf einem Stück seines Weges zu begleiten. Auch Marcie gehört dazu. Durch sie erfährt er, dass diese neuen Erlebnisse ihm eine riesige Chance geben – die Chance, sein Leben zu ändern, falls er jemals aus dem Koma erwachen würde.

Genaugenommen handelt dieser Jugendroman von einer Nahtoderfahrung eines Antihelden. Scrimger gelingt es, dieses Thema durch die umgangssprachliche Ausdrucksweise jungen Lesern nahe zu bringen. Allerdings bleibt die Frage, ob es tatsächlich notwendig ist, diese Erfahrung auf so ein Niveau zu bringen und es ins Genre Jugendbuch zu packen. Jugendliche könnten durchaus auf Klassiker wie »Rückkehr von morgen« (Ritchie) oder »Leben nach dem Tod« (Moody) zurückgreifen – aber wie bringen wir sie dazu? Mir scheint dieses Buch vor allem für jene Leser geeignet, die wenig lesen. 

Richard Scrimger: Koma, geb., 223 S., EUR 13,50, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2011, ab 14 Jahren