Schicksal um die »Weiße Rose«

Johannes Roth

Das Schicksal der christlichen Widerstandsgruppe »Die weiße Rose« und ihre Wirkung bis in die Gegenwart hinein steht exemplarisch für die Möglichkeit, dass aus Verlust Gewinn wird. Wer sich für das Schicksalsnetz um die bekannten Menschen herum interessiert, erhält durch die kürzlich erschienene Darstellung des norwegischen Kulturhistorikers Peter Normann Waage über Traute Lafrenz wertvolle Einblicke. Traute Lafrenz war seit 1941 mit Hans Scholl bekannt (und zeitweilig liiert) und spielte eine wichtige Rolle bei den Münchner Lese- und Gesprächsabenden, die den Nährboden für die Aktionen bildeten.

Der Autor würdigt das Engagement und die Urteilssicherheit von Lafrenz und weist insbesondere den großen Einfluss einer ihrer Lehrerinnen, der Anthroposophin Erna Stahl (1900-1980) nach. Waage rahmt mit der Biographie von Lafrenz, die seit Jahrzehnten als Ärztin in Nordamerika lebt, eine ausführliche Beschreibung des Werdegangs und der Aktivitäten der »Weißen Rose« ein. Es werden aufschlussreiche Kommentare von Lafrenz eingeflochten, die als Impulsgeberin vieles aus nächster Nähe miterlebte, aber gleichwohl das Glück hatte, dass ihre Beteiligung bei der Beschaffung von Papier und Utensilien nicht nachgewiesen werden konnte, sodass sie mit einer Gefängnisstrafe davonkam. – Instruktiv ist die Darstellung der Inspirationsquellen der »Weißen Rose«. Waage widmet insbesondere dem Einfluss Russlands auf Hans Scholl und Alexander Schmorell ein eigenes, lohnendes Kapitel. Ein Abschnitt über die Widerstandsversuche in Hamburg, wohin Lafrenz einige Flugblätter gebracht hatte, enthält viele bislang selten offengelegte Details. Waage ist es gelungen, ein feines Bild von dieser bislang wenig beachteten Persönlichkeit entstehen zu lassen und ohne Pathos die Geschehnisse aufzuarbeiten, die im Februar 1943 kulminierten.       

Peter Normann Waage: Es lebe die Freiheit! Traute Lafrenz und die Weiße Rose, geb., 317 S., EUR 19,90, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2012