Bunt im Hallschlag

Frank Dvorschak, Kirsten Stäbler, Marie-Luise Compani, Jürgen Schweiß-Ertl

Es war deutlich, dass auch in Stuttgart sich schon viele mit dem Thema »Interkulturelle Waldorfpädagogik« befassten. Man musste nur diese Menschen an einen Tisch bringen. Die MAHLE-Stiftung bot dafür ein Forum. Recht schnell entstand ein engagierter Kreis aus Eltern und Pädagogen der Kindergarten- und Schulbewegung. Im April 2009 wurde der Verein für interkulturelle Waldorfpädagogik e.V. als rechtlicher Träger gegründet. Wir von IBIS haben uns den Ursprungsimpuls der ersten Waldorfschule zum Vorbild genommen, die bekanntlich eine Schule für Arbeiterkinder war, und wollen eine interkulturelle Bildungseinrichtung auf der Grundlage der Waldorfpädagogik für Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren in Stuttgart gründen. Der Grundstein hierfür wird eine Waldorfkindertagesstätte in dem sozial benachteiligtem Stadtteil Hallschlag sein.

Unser Engagement gilt jenen Familien und Kindern, die nicht ohne Weiteres Zugang zur Waldorfpädagogik haben. Hallschlag hat den größten Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund in Stuttgart. Seit die geplante Kindertagesstätte 2010 in die Bedarfsplanung der Stadt Stuttgart aufgenommen wurde, wirken wir im Rahmen des städtischen Projektes »Soziale Stadt Zukunft-Hallschlag« dort mit, wo wir sinnvoll Unterstützung bieten können. Zum Beispiel durch eine Kooperation mit der örtlichen Förderschule, Mitwirkung an Stadtteilfesten oder der Übernahme der Trägerschaft einer kleinen Stadtteilbibliothek. Ziel der »Sozialen Stadt« ist es, die Lebensqualität und die Lebensbedingungen im Stadtteil zu verbessern. Mit diesem Ziel hängen soziale, kulturelle und städtebauliche Vorhaben zusammen.

Für die Kindertagesstätte sind drei Gruppen geplant: zwei Krippengruppen für je zehn Kinder von 0-3 Jahren und eine Gruppe für 20 Kinder von 3-6 Jahren. Hierfür können wir eine schöne, alte, unter Denkmalschutz stehende Raufutterscheune anmieten, die noch umgebaut werden muss. Die Planungen sind in vollem Gange. Die Zuschüsse für Umbau und Betrieb sind von der Kommune bewilligt. Auch haben wir schon Erzieherinnen gefunden, die für den Beginn des Kindergartenbetriebs in den Startlöchern stehen. Wir hoffen, dass wir September 2013 loslegen können.

In Planung ist auch bereits eine Schule. Mit Unterstützung der Freien Hochschule in Stuttgart und der Alanus-Hochschule in Bonn-Alfter arbeiten wir zur Zeit an einem Konzept für eine interkulturelle Waldorfschule mit einem Waldorf-Berufskolleg, das berufspraktische und schulische Bildung verbindet, wofür es in Nordrhein-Westfalen und Berlin bereits Beispiele gibt. Wir sind mit mehreren Betrieben und Einrichtungen darüber im Gespräch. Ferner soll es für Schüler, die mehr Zeit benötigen, als ihnen üblicherweise eingeräumt wird, eine Förderstufe geben. – Es ist eine knifflige und spannende Herausforderung, gerade den Kindern und Jugendlichen aus den so genannten »bildungs­fernen Schichten« ein Bildungsangebot zu ermöglichen und sie zu guten Abschlüssen zu führen. Doch gerade hierzu kann die Waldorfpädagogik Entscheidendes beitragen. Wir freuen uns über engagierte und tatkräftige Lehrerinnen und Lehrer, Erzieherinnen und Erzieher, die an einer solch spannenden und zukunftsweisenden Arbeit mitwirken wollen.

Kontakt: waldorfpaedagogik@ibis-stuttgart.de