Freiheit und Geborgenheit

Astrid Homeyer

80 Kinder von berufstätigen Eltern verbringen ihre Nachmittage und zeitweise auch ihre Ferien im Hort unserer zweizügigen Schule.

Jan-Louis aus der ersten Klasse kommt in den Hort gerannt: »Frau Homeyer, die zweite Schule gefällt mir so gut, da kann ich richtig schön spielen.« Ankommen, durchatmen und dann losspielen, so ist der Alltag für unsere Hortkinder. In der vertrauten Umgebung können sie ein Gefühl von zu Hause haben und sich wohlfühlen.

Wahrnehmen, Aufmerksamkeit schenken, uns den Kindern zuwenden, das sehen wir als unsere Aufgabe. Glücklicherweise sind wir ein städtisch finanzierter Hort, sodass unser Betreuungsschlüssel von eins zu zehn uns gute Voraussetzungen dafür bietet. Unser »Altbau« liegt direkt am Maschsee, schauen wir aus dem Fenster, können wir Segelboote vorbeigleiten sehen, Schwäne bei ihren eindrucksvollen Starts und Landungen beobachten, uns vom wunderbaren Farbspiel des Wassers begeistern lassen. Drei altersgemischte Gruppen mit Kindern der Klassen 1-3 haben ihre Räume hier, in der Verlängerung liegt ein großes Außengelände, »Wäldchen« genannt, mit Kletterbäumen, Wasserpumpen-Matsch-Buddelgelände, Feuerstelle, Schaukel und Klettergerüsten und viel Platz zum Spielen. Hier stehen auch die Bauwagen der »Schülerbetreuung«, unserer Wartegruppe nach der Schule. Verlässlich sind zwei Lehrer, unterstützt von Eltern, für die 60 Kinder da. »Du kommst viel zu früh, ich spiele gerade so schön«, hören die abholenden Eltern, die sich auf ihre Kinder freuen, oft mit gemischten Gefühlen. Für eine vierte Hortgruppe, in der die größeren Kinder aus der vierten Klasse mit einem altersentsprechend offeneren Konzept betreut werden, wurden Räume im Schulgarten, im Zentrum unseres Schulgeländes gefunden. Auch diese Kinder genießen die Geborgenheit der Gruppe, erleben aber gleichermaßen die Freiheit, sich auf dem großen Schulgelände ihre versteckten Spielecken zu suchen oder in der Nähe unserer Hortschafe zu sein. Auch wenn hin und wieder von einem Kind zu hören ist: »Mir ist soooo langweilig, ich weiß gar nicht, was ich spielen soll«.

Bastelangebote gibt es nicht

In der Zeit am Nachmittag soll es den Kindern möglich sein, ihren individuellen Impulsen zu folgen – natürlich immer in Abstimmung mit der sozialen Gemeinschaft. In sich hineinzulauschen, nachzufühlen, seine Spielvorstellung erkennen und allein oder mit Freunden zu verwirklichen, das ist Lebenskunst, die auch im Erwachsenenleben trägt. Manchmal ist es dann das Bedürfnis der Kinder, auch einfach mal auf dem Sofa zu sitzen, ein Buch anzuschauen oder zu lesen oder nach einer Wärmflasche zu fragen. »Ruhepunkte haben die Kinder in der heutigen Zeit immer weniger, alles geht immer weiter und weiter und schneller. Deshalb ist es eines unserer Hauptanliegen, in einer ruhigen, wärmenden Geborgenheit für die Kinder da zu sein«, sagt Marion Koch, eine erfahrene Sozialpädagogin unseres Hortes.

Der intensive pädagogische Austausch und die Grundlagenarbeit sind im wöchentlichen Rhythmus fest verankert. Das ganze Team hat neben einer grundständigen pädagogischen eine waldorfpädagogische Zusatzausbildung oder erwirbt diese in den ersten Jahren der Anstellung. Die Leitung erfolgt kollegial und die Einbindung in das große Schulganze ist seit Gründung des Hortes 1959 eine Selbstverständlichkeit.

»Ich hatte immer wen zum Spielen, das hat mir gefallen«, sagt Merle zum Ende ihrer Hortzeit. »Und mir hat das Essen immer so gut geschmeckt und das Erzählen beim Essen war schön«, erzählt Paul begeistert. »Das Feiern der Geburtstage, die Frühstücksbrötchen im Ferienhort, im Sommer das Schwimmen im Schulschwimmbad …« – beim Feiern des Abschiedes nach drei oder vier Hortjahren erzählt jedes Kind, was ihm besonders gefallen hat und verabschiedet sich mit einer dicken gebundenen Mappe aller in der Zeit gemalten Bilder, bis zu einem Wiedersehen auf dem Schulhof.

Zur Autorin: Astrid Homeyer ist Waldorflehrerin und seit 2003 im Hort der Freien Waldorfschule Hannover-Maschsee tätig.