Die Junge Waldorf-Philharmonie

Felicitas Bott, Marie Rapp, Vincent Boetschi

45 Minuten lang hat die Junge Waldorf-Philharmonie Musik zum Leben erweckt, sie hat getanzt, geliebt, ist aus Sehnsucht vergangen, hat gekämpft, sich aufgebäumt, um doch schließlich dem tragischen Ende zu erliegen.

Zu Ostern war die Junge Waldorf-Philharmonie zum fünfzehnten Mal zusammengekommen – ein Jubiläum, das gefeiert werden darf. Als das Orchester 2004 durch die Initiative eines Waldorfschülers gegründet wurde, hatte wohl kaum einer damit gerechnet, dass es ein zweites oder gar drittes, geschweige denn 15 Projekte geben würde! Dass dies möglich geworden ist, spricht für die Begeisterung, Freude und das Gemeinschaftsgefühl, das alle Beteiligten Jahr für Jahr wieder zusammenbringt. Das diesjährige Jubiläumsprojekt stand ganz im Zeichen der Romantik, die sowohl von Vincenzo Bellini in Italien (Ouvertüre zur Oper »Norma«), als auch von Carl Maria von Weber in Deutschland (Klarinettenkonzert Nr. 2) geprägt wurde, und auch wenn Prokofjew selbst nicht zur Romantik zählt – Romeo und Julia tun es allemal.

Wieder reisten Ende März rund 100 Schüler und Studenten aus allen Ecken des deutschsprachigen Raums zur Freien Waldorfschule Gutenhalde in Filderstadt, um dort für die anstehenden Konzerte eine Woche gemeinsam zu proben. Viele spielten nicht zum ersten Mal mit und so gab es ein großes freudiges Wiedersehen. Auch die Neuzugänge schlossen schnell Freundschaften und wurden im Orchester gut aufgenommen. Eine ganz besondere Freude war es in diesem Jahr, den Klarinettisten und ehemaligen Teilnehmer der Jungen Waldorf-Philharmonie Julius Engelbach als Solisten zu gewinnen.

Füreinander und miteinander

Die Junge Waldorf-Philharmonie ist kein gewöhnliches Orchesterprojekt; es ist ein Projekt von jungen Menschen für junge Menschen. So gibt es ein Organisationsteam, das mit viel Einsatz, Witz und Erfahrung das jeweilige Projekt vorbereitet und versucht, die Tagung für die Teilnehmer zu einem unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen.

Mit Swing, Rock oder Klassik wird morgens geweckt. Nach dem Frühstück sind die Tutti- und Stimmproben mit dem Dirigenten Patrick Strub und den professionellen Dozenten angesetzt. Meisterkoch Matthias Bauersachs zaubert für über hundert Menschen Essen auf den Tisch. Dann ist Pause für Spiele, gemeinsames Musizieren, einen Mittagsschlaf oder ein paar Sonnenstrahlen auf der Schulwiese. Nachmittags geht das Proben weiter

und abends erwartet die Teilnehmer ein Rahmenprogramm mit Sport, Tanz oder Bad-Taste-, Film- und Casinoabend; auch das gemeinsame Singen am Lagerfeuer fehlt nicht. Den krönenden Abschluss der diesjährigen Probenphase bildeten die Konzerte in der Lukaskirche in Dresden und der Kulturscheune der Freien Waldorfschule Schwäbisch Hall sowie das Abschlusskonzert im Beethovensaal der Liederhalle Stuttgart.

Im Herbst diesen Jahres wird es ein kleines Jubiläums-Retro-Projekt geben, zu dem alle ehemaligen Teilnehmer, Organisationsteams, Freunde und Unterstützer der Jungen Waldorf-Philharmonie eingeladen werden, um gemeinsam zu musizieren und zu feiern.

2019 steht bereits das nächste Jubiläum an und zwar das 100-jährige Jubiläum der Waldorfschulen, insbesondere der Freien Waldorfschule Uhlandshöhe, zu deren Festlichkeiten wir eingeladen worden sind, um sie musikalisch abzuschließen. Aus diesem Grund wird die nächste Projektphase nicht wie gewohnt in den Osterferien stattfinden, sondern Ende der Sommerferien.

Wir freuen uns auf viele weitere wunderbare Jahre!

Zu den Autoren: Felicitas Bott (Violine) studiert Stadtplanung, Marie Rapp (Violine) Jura und Politikwissenschaften und Vincent Boetschi (Klarinette) Physiotherapie; sie sind Mitglieder des Organisationsteams der Jungen Waldorf-Philharmonie.

www.orchester.waldorfschueler.de