Luftiküsse im Frühling

Male Bock

»Luftikus und die Frühlingsbrise« heißt das Bilderbuch, das ich mit dreizehn Jahren als Quartalsarbeit in der 8. Klasse gemacht habe. Jetzt erfreut es nicht mehr nur meine kleine Schwester, sondern hoffentlich bald auch viele andere Kinder: Es ist veröffentlicht! Darüber freue ich mich riesig! Und jetzt will ich Euch ein bisschen darüber erzählen, wie es dazu kam. Ich begann schon als kleines Kind zu malen, weil meine Mutter auch gerne und viel malt und selber Bilderbücher macht. Es gab Zeiten, in denen Mama mich abends gar nicht ins Bett bekam, weil ich »noch EIN Bild« malen wollte.

Außerdem haben gute und schöne Bilderbücher mich durch meine ganze Kindheit begleitet, da meine Mutter diese sammelt, ich jüngere Geschwister habe und meine Mutter jahrelang Tageskinder betreute, mit denen ich ebenfalls die Bilderbücher betrachtete oder ihnen daraus vorlas. So war also unsere große Bilderbuchsammlung immer präsent, selbst als ich längst aus dem Alter heraus war, in dem Kinder normalerweise Bilderbücher anschauen. Das hat mich sicher sehr geprägt und inspiriert.

Mit der Zeit entstand in mir der Wunsch, selber Bilder zu Geschichten zu malen – zu bereits vorhandenen oder auch zu von mir selbst erfundenen. Ich hatte einfach Lust, es mal zu versuchen. Die Quartalsarbeit in der achten Klasse lag damals zwar noch in weiter Ferne, kam mir aber als Anlass wie gerufen. Mir war auch von vornherein klar, dass das ein so großes Projekt werden würde, dass ich es niemals in nur drei Monaten würde fertigstellen können. Also begann ich bereits anderthalb Jahre vorher herumzuprobieren, so dass daraus eine echte »Jahresarbeit« wurde. Zuerst wollte ich ein Märchen illustrieren, dann entschloss ich mich aber doch, eine eigene Geschichte zu schreiben.

Zu diesem Zeitpunkt hatte meine Schwester, kurz vor ihrem ersten Geburtstag, herausgefunden, wie man anderen Leuten Luftküsse zuwirft. Durch Wortspielereien kamen wir auf den Ausdruck »Luftikus«. Ich hatte keine Ahnung, was das heißen sollte, aber meine Mutter meinte, es sei ein Mensch, der sorglos, unbedarft, leichtfertig und verantwortungslos durchs Leben geht. Da ich ohnehin gerade Ideen für Geschichten sammelte, wollte ich versuchen, aus diesem negativ gemeinten Begriff etwas Positives zu machen und kam darauf, dass ein niedlicher Wichtel so heißen könnte. Schon war Luftikus »geboren«.

Dazu fehlte mir aber noch eine Geschichte. Sie sollte auf jeden Fall etwas mit Fliegen zu tun haben, weil es zu dem Namen passt, etwa dass Luftikus sich wünscht, fliegen zu können und es dann auf irgendeine Weise schafft. Aber wie? Das Hin- und Herüberlegen machte mir Spaß und ich kam dabei auf verschiedene schöne Ideen und Geschichten, die ich versuchte, zu Papier zu bringen. Es sollte eine sehr kleine Geschichte werden, die eher auf den Bildern basiert, weil sie auch für kleine Kinder geeignet sein sollte. Schließlich entschied ich mich für eine der Ideen und schrieb daraus eine Geschichte. Da gereimte Bilderbücher besonders gepriesen werden, weil sie sich positiv auf die Sprachentwicklung der Kinder auswirken, schrieb ich die Geschichte in Reimform.

Dann wollte ich mich ans Malen der Bilder machen.

Wie sieht Luftikus eigentlich aus?

Dazu musste ich erst mal herausfinden, wie Luftikus eigentlich aussehen sollte, so dass ich einige Figuren ausprobierte. Als der Wicht seine Gestalt »gefunden« hatte, ging es darum, wie seine Umgebung aussehen soll. Ich überlegte, dass es auf den Bildern möglichst viel zu entdecken geben sollte: an Außergewöhnlichem, an Alltäglichem und vor allem viele Tiere, denn Kinder lieben ja Tiere. Und mir war es wichtig, den Kindern Naturverbundenheit und die Liebe zu Tieren und Pflanzen zu vermitteln. Außerdem wollte ich ihre Phantasie anregen, statt alles »logisch« und realistisch zu zeichnen und sie damit schon allzu sehr auf den Boden der Tatsachen zu holen (das kommt noch früh genug); auf meinen Bildern können Vögel Regenschirme haben und ein Kranichküken kann so groß sein wie ein Rehkitz! So gibt es eine Menge zu entdecken, was nicht direkt zur Geschichte gehört, so dass den Kindern beim Betrachten nebenbei auch noch eigene kleine Geschichten einfallen können. Eingebettet sollte das Ganze in etwas sein, was ich selber ganz besonders gerne mag: in Bilder von Blumen und Gärten. Und dann sollte es farbenfroh sein. Ja, das sollte es! In den Sommer- und Herbstferien malte ich dann schließlich die Bilder.

So ist mit der Zeit das Bilderbuch entstanden, mit der Geschichte von einem kleinen Wicht, der so gerne fliegen möchte, genau wie sein Freund, der Marienkäfer und wie die Vögel und Schmetterlinge. Er wünscht es sich so sehr und als dann auch noch die Pusteblumenschirmchen im Wind davonfliegen, passiert etwas, womit er nicht gerechnet hat … Das Ganze hat mir viel Spaß gemacht. Es ist wunderbar, ein Buch zu machen. Ermutigt durch die vielen positiven Reaktionen habe ich mich nun getraut, es zu veröffentlichen.

Hier noch als kleiner Eindruck der Beginn der Geschichte:

Es singet und zwitschert ein Amselmann
und kündigt den frohen Morgen an.
Doch Luftikus, der kleine Wicht,
liegt still im Bett und rührt sich nicht. 

Zur Autorin: Male Bock besucht die 10. Klasse der Freien Waldorfschule Kleinmachnow. Ihr Bilderbuch »Luftikus und die Frühlingsbrise« brachte sie beim Erzählverlag unter dem Namen Male Springborn heraus.