Sinneswandel

Geraint Black

Er war der Raufbold der Klasse, schon Jahre lang. Alle hatten sie Angst vor ihm. Sie taten nur so, als fänden sie toll, was er macht. Sie wollten nicht selbst das Opfer sein, das schließlich weinend in der Ecke liegt. Ihm fiel es nicht auf, was sie von ihm dachten. Er empfand sich als cool, er genoss es sehr.

Zuhause fühlte er sich nicht wohl. Seine Eltern stritten sich ständig, sie kümmerten sich nicht um ihn. Er wollte weg, doch wo sollte er hin? Dort jedenfalls hielt er es nicht aus, so ging er täglich nach der Schule in den Park. Er sah Kinder an sich vorbei gehen und schrie sie an. Sie liefen fort. Er kannte es nicht besser, seine Eltern machten es ebenso. Sie schrien ihn an, Tag für Tag. Er hasste sie, er hasste auch seine Klasse. Er hasste die Kinder im Park, wie sie spielten und lachten. Es machte ihn wütend. Wie können andere Spaß haben und ich nicht, fragte er sich. Er empfand nur Wut, keine Freude mehr.

Eines Nachts schlich er sich raus. Er ging durch die dunklen Straßen, es war kalt. Auf einer Mauer saß eine Gruppe Jugendlicher. Sie rauchten und tranken. »Hey, guckt euch den Fettsack an!« Das machte ihn wütend, in der Schule traute sich das niemand, er hatte Angst. Sie waren zu viele, sie waren zu groß. »Hast du Geld dabei?« Er antwortete nicht. Er ging schnell weiter, sie folgten ihm. Sie machten sich über ihn lustig, er hatte Angst. Ging weiter, sie holten ihn ein. »Lasst mich in Ruhe!«, schrie er sie an. Es half nichts, sie umringten ihn. Einer schubste ihn zu Boden, er wollte aufstehen, da trat ihm ein anderer in den Rücken. Er hatte Schmerzen, fing an zu weinen. »Armer kleiner Junge, musst du jetzt weinen? Geh doch zu deiner Mama und heul dich dort aus!« Man hob ihn hoch, schlug ihn wieder nieder. Sie hatten noch nicht genug, rammten ihm die Fäuste in den Bauch. Als sie ihn ließen, nahm er nichts mehr wahr. Sein Gesicht blutete stark, er lag nur noch da.

Ein paar Minuten ging das schon so, er rührte sich nicht. Dann endlich öffnete er seine Augen. Nie hatte er sich so schrecklich gefühlt. Die Wut, der Hass, beides war fort. Er begann zu denken, er sah nun klar. So etwas hatte er noch nie erlebt. Nun wurde ihm schlagartig bewusst, wie andere Kinder sich fühlten, wenn er sie verletzte. Sein Gewissen biss ihn, er fühlte sich schlecht. Wie konnte er ihnen das nur dauernd angetan haben?, fragte er sich – ganz ohne Mitgefühl und ohne nachzudenken? Langsam erhob er sich, ihm tat alles weh. Nie wieder wollte er so etwas erleben, nie wieder anderen so etwas antun. Er hatte daraus gelernt.