Kinder suchen Sinn

Maike Horstmann

Der Titel enthält eine Behauptung, die gar nicht so einfach nachweisbar ist, denn es geht zunächst nicht um Forschung, sondern um genaue Beobachtung. Auch wenn das Buch einen hohen erziehungswissenschaftlichen Anspruch erhebt, so kann der aufmerksame Leser doch feststellen, dass eigentlich keine wesentlich neuen Aspekte aufgezeigt werden. Abgesehen davon, dass es beinahe eine Modeerscheinung ist, Erziehung und Glück zu verbinden.

Vielmehr punkten die Autorenmit ihrem beinahe interdisziplinären Ansatz, indem sie Gedanken der Neurowissenschaften ebenso wie der Philosophie bewegen und alltägliche Dinge in neues Licht rücken. So plädieren sie für die Umgestaltung des Bildungssystems zu Gunsten eines Bildungsprozesses mit familienergänzender Funktion. Spätestens jetzt zeigt sich, wie sehr manche Gedanken an die Erziehung in Waldorfkindergärten erinnern. Manches wirkt, als wenn wesentliche Inhalte der waldorfpädagogischen Arbeit hier erziehungswissenschaftlich aufbereitet und (leider) etwas überzogen ausgebreitet werden. »Ein Bildungskonzept, das Lebensglück und ein gutes Leben fürMenschen anstrebt, kommt nicht umhin festzustellen, dass man nur in der Gegenwart und nicht in der Zukunft leben kann«, schreiben die Autoren. Eigentlich simpel, sollte man meinen. Nach Steiner hat der Erzieher jedoch die Aufgabe, mit prophetischem Blick zu erziehen, aus der Zukunft heraus. Hierin liegt ein hoher Anspruch, der weit über Bildungsstandards hinausgeht und versucht, dem Kind individuell gerecht zu werden.

Barbara Lutz, Tassilo Knauf:
Kinder suchen Sinn, Wahrheit und Glück. Was kann eine gegenwartsorientierte Pädagogik bieten?
93 S., kart. EUR 14,95.
Cornelsen Verlag Scriptor,
Berlin 2009