Interkulturalität

Mit Grundschulkindern über Rassismus reden

Lola Mercedes Wittstamm

In fünf kurzen Geschichten erzählt uns Alexandra Ndolo alltägliche Geschichten von Kindern aus der zweiten Klasse: Da sind Edon und Anton, die zusammen zur Schule laufen und sich über ihr Lieblingsessen unterhalten. Bei Edon ist das Byrek, ein mit Spinat und Käse gefüllter Strudel, bei Anton Kartoffelstampf mit Würstchen. Anton kennt Byrek nicht, hat aber Lust, es mal zu probieren  und lädt Edon zunächst mal ein, sein Lieblingsessen kennenzulernen. Eine weitere Geschichte handelt von Astrid, deren Augen eine andere Form haben als die von Paul. Und weil Paul nicht weiß, wie er diese beschreiben soll, benutzt er eine Bezeichnung, die Astrid verletzt. Ein Lehrer interveniert und Astrid bekommt nicht nur eine Entschuldigung, sondern auch die Möglichkeit, zu erklären, wie sie genannt werden möchte und wie nicht.

Und es gibt Esma, die gefragt wird, ob ihre Mutter Putzfrau sei – schließlich trage sie ein Kopftuch. Auch hier kommen eine Lehrkraft und die Klasse zur Hilfe.

Außer den kurzen Geschichten gibt es Informationsseiten, auf denen kindgerecht Fragen zum Thema Rassismus gestellt und beantwortet werden: Dass es zum Beispiel bei einer Unklarheit besser ist, jemanden zu fragen, wie man sie oder ihn nennen darf. Es wird auch geklärt, warum die Frage «Woher kommst du wirklich?» beleidigend ist – und ob wir alle gleich sind.

Die Autorin erzählt auf einer Doppelseite ein wenig aus ihrem Leben und beschreibt, dass sie früher für die deutsche Nationalmannschaft gefochten hat, jetzt aber für die kenianische. Das Buch wurde von Daniela Kunkel illustriert und mit vielen bunten Bildern versehen. Die Kinder sehen verschieden aus und haben unterschiedliche Elternpaare.

Am Ende gibt die Autorin einige Tipps für Pädagog:innen und Eltern, wie mit Rassismus im Alltag umgegangen werden kann. Außerdem werden Adressen für Beratungsstellen genannt.

Hier hat jeder einen Platz ist ein Bilderbuch für Kinder ab 6 Jahren. Die Geschichten sind relative kurz, lassen sich gut vorlesen und eignen sich gut, um anschließend darüber zu reden. Es ist schön und wichtig, mit welcher Selbstverständlichkeit die unterschiedlichen Familienkonstellationen, Hautfarben und Berufe der Eltern dargestellt werden. Wir brauchen mehr solcher Bücher! Die Geschichten als solche sind manchmal etwas flach und pädagogisch konstruiert. Hier liegt der Fokus also eher auf dem Lerneffekt. Wer auf der Suche ist nach einem Bilderbuch, um mit Kindern ins Gespräch zu kommen, ist hier richtig.

Alexandra Ndolo: Hier hat jeder einen Platz. Illustriert von Daniela Kunkel, 96 Seiten, 14,95 Euro, Loewe Verlag, 2023

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