Kinderbuch

Vertreibung und Heimatlosigkeit – eine Geschichte in Bildern

Bruno Sandkühler

Mit diesem Geschehen ist der Nahe Osten schicksalhaft verwoben, aus dem uns heute wieder ein Strom von Heimatlosen und Vertriebenen erreicht. Immer sind dabei die Kinder am stärksten betroffen. Ibtisam Barakat, die in Ostjerusalem geboren und in Ramallah aufgewachsen ist, liegen Kinder und biographische Entwicklungen besonders am Herzen Sie lebt heute als Autorin, Pädagogin und Malerin in den USA. Mit dem Lila Mädchen gibt sie dem Verlust der Heimat eine künstlerische Note: Tamara ist eine kleine Malerin und drückt sich in Farben aus; so malt sie sich in ihrer Fantasie auch das verlorene Elternhaus in Jaffa, das sie so gerne einmal wiedersehen würde. Aber »Jaffa ist weit entfernt. Flucht, Vertreibung und siebzig Jahre Dunkelheit trennen sie davon«.

Doch wie das nur im Märchen sein kann, findet sie sich eines Nachts vor der Tür des alten Hauses, das ihre Rückkehr freudig begrüßt. Ein Mädchen öffnet auf ihr Klopfen und Tamara sagt ihr, dass sie in diesem Haus »ihre Kindheit gelassen« habe. Da schließt ihr das fremde Mädchen die Tür vor der Nase. Sie steht traurig davor; mit ihren farbigen Tränen malt sie das Haus, worauf die Farben des Hauses davonfliegen, Tamara folgen, und das Haus »wie einen kahlen Baum« zurücklassen.

Auch der Leser dieser hübsch gestalteten Bildergeschichte wird das Buch traurig schließen. Kinder verstehen sich doch eigentlich oft besser als Erwachsene – warum hat das Mädchen sie nicht eingelassen?

Ibtisam Barakat: Das lila Mädchen, EUR 17,80, Seiten 38, gebunden, zweisprachig (arabisch-deutsch), sujetverlag, Bremen 2021. Übersetzt von Suleman Tawfik, illustriert von Sinan Hallak.

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