Wie Peter Hennigsen in »Special Alverde«, August 2007 feststellt, »spielen dabei Erbfaktoren und Umwelteinflüsse eine Rolle, beispielsweise die Zuwendung zwischen Mutter und Kind in der Phase des frühen emotionalen Lernens. Wenn der Betreffende hier in früher Kindheit eine Mangelerfahrung oder Übertreibung erfahren hat, kann es zu Defiziten in der emotionalen Wahrnehmung kommen.« Und Joachim Bauer sagt: »Wir werden mit einer Grundausstattung von Spiegelnervenzellen geboren. Die Spiegelzellen müssen sich dann jedoch weiterentwickeln. Sie können dies nur, wenn wir als Säuglinge und Kinder die Erfahrung machen, dass Erwachsene sich liebevoll in uns einfühlen.«
Die Kinderwagen, die die Babys nach vorne in die Umgebung schauen lassen, verhindern den Kontakt mit der Mutter oder dem Vater, schon die Eltern nehmen ihr Kind nicht mehr wahr. Die Umwelteindrücke überwältigen die Kinder, je jünger desto stärker, es findet kein Beziehungsaufbau statt, denn es fehlt der liebende Blickkontakt. Wenn Eltern dann noch das Handy am Ohr haben, hat man ein Bild für Autismus vor sich. Das Kind schaut in die Gegend, es sieht nicht die Eltern hinter sich und auch diese nehmen ihr Kind eigentlich nicht wahr, sie bemerken nicht am Gesichtsausdruck des Kindes, ob es sich freut oder fürchtet, ob es Trost braucht oder einen liebevollen Blick und ein Lächeln.
In seinem Buch »Lernen« beschreibt der Hirnforscher Manfred Spitzer, wie »das wahrnehmende Lächeln der Eltern auch vor negativen Stresseinwirkungen schützt, denen das Kind im Laufe seiner weiteren Entwicklung ausgesetzt ist … Nichts erzeugt nun so viel unspezifische Erregung im Hirn (und vor allem in den emotionalen Zentren) eines Kleinkindes wie das plötzliche Verschwinden der Mutter. Offenbar ist der Verlust der bis dahin vorhandenen, Sicherheit bietenden Bezugsperson die bedrohlichste und massivste Störung, die das sich entwickelnde Gehirn treffen kann.« Auf Seite 68: »Die Auswirkungen früher Bindungsstörungen auf die Entwicklung des Gehirns und der Persönlichkeit sind im späteren Leben nur schwer korrigierbar. Kinder, die keine sicheren Bindungen ausbilden konnten, haben Angst vor körperlicher und emotionaler Nähe.«
Eine gelingende Entwicklung braucht von Anfang an ein ausreichendes Gefühl von Sicherheit, dieses erlangen Kinder über Beziehungssicherheit zu ihren Hauptpersonen. Auf diese Weise bilden sich die neuronalen Vernetzungen von Resonanzerfahrungen aus (Joachim Bauer: »Warum ich fühle, was du fühlst«). Über die auf diese Weise angelegten limbofrontalen Bahnungen laufen unser Leben lang alle emotional-kognitiven Prozesse.
Wenn heute bei den Kindern eine Zunahme der Beziehungsstörungen und des Autismus konstantiert wird, könnte daran nicht auch die ungute Kinderwagen-Mode Schuld sein, das Kind zu früh in die Welt blicken zu lassen?