Kunst verbindet

Christian Boettger

Dem Ruf zu einer dreiwöchigen Jugendtagung an der Rudolf-Steiner-Schule Hamburg Bergstedt waren knapp 100 Menschen gefolgt. Die gemeinsame Arbeit resultierte in einer mitreißenden abendfüllenden Aufführung in der Kuppel Hamburg an der Trabrennbahn.

Dem Projektvorbereitungsteam mit Hanna Lipke, Nadja Dillmann, Veronika Pelz, Sebastian Arnd, Maike Adam, Madita Geist und Moritz Gilsbach gilt die höchste Anerkennung für sein außerordentliches Engagement. Die Präsenz bei nahezu allen Veranstaltungen des Bundes der Freien Waldorfschulen, die unermüdliche Werbearbeit, von der Versandaktion der Werbematerialien an die Schulen bis zur Sponsorensuche, die im Jubiläumsjahr größte Anstrengungen erforderte, waren beeindruckend. Belohnt wurde dieser Einsatz, als die Teilnehmer aus der ganzen Welt in Hamburg eintrafen und sich in kürzester Zeit Festivalstimmung in Bergstedt verbreitete – ein Festival, in dem die gemeinsame künstlerische Arbeit einen Mittelpunkt der menschlichen Begegnung bildete. Connect verband Menschen und die Künste Eurythmie, Chor und Orchester zu einem bewegenden Dreiklang.

Man wünscht sich, dass der Unterrichtsalltag an den Waldorf­schulen von solchen herausragenden Vertiefungs- und Begegnungsmöglichkeiten stärker durchdrungen wird. Laden wir die Jugendlichen, die dort waren, ein, in den Schulen zu berichten, was sie dort erlebt haben, ermutigen wir sie weiterhin solche Festivals zu organisieren, sich ihre Lehrerinnen und Lehrer selbst auszusuchen, und unterstützen sie bei der Finanzierung.

Die Bühnenfläche ist mit knapp 100 Scheinwerfern in allen erdenklichen Farben beleuchtet. Zum Beginn tritt der Chor mit zwei Stücken von A.R. Rahman Zikr und von Daróci Bárdos Tamás Üszküdárá auf. Dann als erster Höhepunkt eine Vertonung von Hyperions Schicksalslied (Hölderlin) durch Johannes Brahms. Sowohl die Choreographie der Gesamtinszenierung als auch die Konzentration und Präsenz der Jugendlichen sind beeindruckend.

Zwei Chorstücke von J.S. Bach, arrangiert von Knut Hystedt Immortal Bach und von Anonymous Hanacpachap cussi­cuinin, ermöglichten den Zuschauern ein kleines Ausatmen, bevor Die Unvollendete von Franz Schubert, deren 1. Satz auch eurythmisch dargestellt wurde, während der 2. rein orchestral erklang, einen weiteren Glanzpunkt setzte und auch schon den Weg ins Finale einleitete:

Wieder ein Auftritt aller drei Künste in dem Kantatensatz von J.S. Bach Nun ist das Heil und die Kraft. Die Komposition selbst gab als sogenannte Permutationsfuge die Möglichkeit, dass immer mehrere, stets gleichbleibende Kontrapunktthemen parallel geführt wurden. Dieses Prinzip tritt sowohl im technisch herausfordernden Doppelchor als auch in den drei Hauptstimmen des Orchesters (Streicher, Holzbläser, Trompeten) auf, die eurythmisch dargestellt wurden.

Frenetischer Beifall, glückliche Gesichter, in denen sich bis zum Schluss die Anspannung, mit diesem Gesamtkunstwerk eine besondere Leistung auf die Bühne gebracht zu haben, und die große Erleichterung, spiegelte.