Lachen mit den Neunern – Humor im Epochenunterricht

Florian Heinzmann

Steffi und Corinne stehen vor der Klasse und führen eine Expertendiskussion. Die Moderatorin stellt dem Publikum vor »laufender Kamera« den Gast vor, bevor die erste Frage kommt. Einzige Bedingung: Alle Beiträge folgen in ihren jeweils ersten Buchstaben dem Alphabet: Der erste Beitrag beginnt mit a, der zweite mit b, der dritte …

Steffi beginnt: »Also, verehrtes Publikum, herzlich willkommen in unserer Montagmorgenshow, heute mit dem Thema‚ Hammerwurfmeisterschaften auf Hawaii. Wie fühlen Sie sich so kurz vor dem Wettkampf, Frau Schneider?« – »Bestens, Danke, bestens.« – »Cholesterinprobleme dürften hier auf Hawaii ja nicht auftreten, oder?« – »Das glaube ich nicht. Die Verpflegung in unserem Hotel ist ausgezeichnet.« – »Eisenmangel? Haben die Sportler hier öfters Eisenmangel?« – »Vielleicht, upps, sorry, Fanta hilft gut dagegen.«

Das Thema war von Schülern ausgewählt worden, nach meiner Vorgabe: Wir brauchen eine Sportart und ein exo­tisches Land. Die Schüler lachen, die Schauspieler auch. Die Übung stammt aus dem von Keith Johnston erfundenen Improvisationstheater, einer mittlerweile eigenständigen Kunstform, die sich weltweit etabliert hat und zum Kassenschlager geworden ist. So wie diese sind viele Übungen aus dem Improtheater auch für Schulklassen praktikabel. Man kann die Schüler in Zweier- bis Vierergruppen (zwei Moderatoren und zwei Interviewte) selbstständig üben lassen. Die Mutigen können dann an­schließend vor der gesamten Klasse auftreten.

Eine gute Humor-Epoche ist eine, in der viel gelacht wird. Was natürlich nicht nur für diese Epoche gilt. Jeder Schüler lernt am liebsten, wenn der Unterricht Spaß macht, und der Unterricht macht Spaß, wenn er humorvoll ist. Insofern ist die Humor-Epoche vielleicht die beste Übung für einen guten Unterricht.

Außerdem ist Lachen nicht nur gesund, sondern schult auch das Denken. Das Wort »Witz« leitet sich von dem Wort Wissen ab: »Ein Komödiant könnt’ einen Pfarrer lehren«, heißt es im »Faust«. Nicht umsonst gelten Komödianten auch in ernsten Dingen als verlässliche und respektable Ratgeber, was man etwa an dem Megaerfolg von Hape Kerkelings Beschreibung seiner Erfahrungen auf dem Jakobsweg erkennt. Improtheater ist ein zuverlässiger Stimulator der Lachmuskeln. In meiner Humor-Epoche übe ich es jeden Morgen im rhythmischen Teil. Und dies nicht nur in der Humor-Epoche – ich sehe das Improtheater als eine zukunftsfähige Alternative zur chorischen Rezitation, sie könnte einmal die Rettung des rhythmischen Teils überhaupt sein.

Den vollständigen Artikel finden Sie in der Printausgabe des Heftes 02 / 2010.