Der Ökonom und Agraringenieur hat in den vergangenen Jahren für Aufsehen gesorgt, weil er als Leiter des Regierungprogramms »Fome Zero« die Zahl der Hungernden in Brasilien in wenigen Jahren um 25 Prozent gesenkt hat. Diesen spektakulären Erfolg erreichte er mit lokalen Hilfsprojekten und Direktzahlungen an die Ärmsten der Armen.
Da Silva sieht in lokalen Kreisläufen den Dreh- und Angelpunkt für die Lösung der Ernährungskrisen: »Wer regional produziert, ist weniger abhängig von Währungsschwankungen, von Spekulationen, Transportkosten oder Klimakatastrophen. Statt auf dem Weltmarkt Milch, Zucker und Reis zu teuren Preisen einzukaufen, sollten die Länder auf einheimische Produkte zurückgreifen.«
Die sogenannte Grüne Revolution, die zu einer industrialisierten Hochleistungslandwirtschaft führte, hält er für einen Irrweg. Sie setzt auf Monokulturen, Dünger, Pestizide und Maschinen, und führt zu Bodenerosion, ausgelaugten Äckern, Überdüngung, vergiftetem Grundwasser und beeinträchtigt die Gesundheit der Bauern und Konsumenten.
An die Stelle dieser ressourcenverschlingenden, natur- und umweltzerstörenden Landwirtschaft wird laut da Silva eine nachhaltige Wirtschaftsform treten. »Die Veränderung hin zu kleinbäuerlicher und lokaler Anbauweise ist ein globales Zukunftsthema.« Das industrielle Pflügen des Bodens muss in tropischen Ländern beendet werden, da es die Humusschicht zerstört. Schon heute werden in Argentinien über 90 Prozent der Äcker nicht mehr gepflügt. Der Einsatz von Pestiziden und Chemie sinkt. Alte Methoden wie Fruchtwechsel und traditionelle, regional angepasste Getreidesorten treten an deren Stelle.
Auch bei den Verbrauchern sieht da Silva Änderungsbedarf: Der Umwelt und der eigenen Gesundheit zuliebe müssen sie sich einen neuen Umgang mit der Ernährung angewöhnen: »Wir müssen wieder einen Bezug zur Nahrung herstellen. Wer heute im Supermarkt einkauft, hat keine Ahnung, was er isst. Sich richtig zu ernähren ist für die junge Generation zum Problem geworden. Bulimie, Magersucht, auch das sind Herausforderungen der Zukunft.«