Lehren lernen in Modulen

Martyn Rawson

Der für die Neukonzeption verantwortlichen Steuerungsgruppe begegneten bei ihrer Bestandsaufnahme eine Vielzahl unterschiedlicher Ausbildungen in Deutschland. Ziel war es, eine flexible Form zu finden, die nach Aufwand und Inhalt realisierbar bleibt sowie vergleichbar, durchlässig und transparent ist.

Die Vergleichbarkeit wird dadurch gewährleistet, dass die verschiedenen Ausbildungsstätten sich im Rahmen dieses Programms dazu verpflichten, menschenkundliche und methodisch-didaktische Grundlagen zu vermitteln und praktische Erfahrung zu ermöglichen. Der Studiengang soll den Studierenden Module an verschiedenen Ausbildungsstätten anbieten, wobei eine bestimmte Zahl von Pflichtkursen erfolgreich durchlaufen werden muss. – Bereits tätige Lehrer sollen sich im Rahmen des Mannheimer Sprachlehrerseminars nachqualifizieren und dabei viele unterschiedliche Ansätze und Dozentenpersönlichkeiten kennen lernen können. Die Module werden in die Studienordnungen der jeweiligen Ausbildungsstätten aufgenommen und in der Abschlussurkunde ausgewiesen. Leistungsnachweise werden im Studienbuch dokumentiert.

Das neue Konzept formuliert einen Rahmen für den inhaltlichen Aufbau und legt das Pensum für das dezentralisierte Aus- und Weiterbildungsprogramm fest. Es setzt eine allgemeine Ausbildung in der Waldorfpädagogik voraus, die grundsätzlich gleichzeitig geschehen kann, wobei die Fachausbildung sinnvoller Weise auf bestimmten Grundideen der Waldorfpädagogik aufbauen muss und insofern zeitlich so platziert sein sollte, dass diese Grundlagen bereits erarbeitet wurden.

Kernidee ist, eine modularisierte Ausbildung zu gestalten, bei der die Studierenden die gesamte Zahl der Module im Laufe von mindestens drei Jahren, einschließlich eines Berufseinführungsjahres, absolvieren müssen. Die Module können sowohl am Stammseminar als auch an anderen Seminaren und Hochschulen belegt werden. Im Prinzip handelt es sich um ein fortlaufendes Fortbildungsmodell, in dem Lehrer sich auch nach Abschluss der Ausbildung ständig weiterbilden können. Deswegen dienen manche Module, wie zum Beispiel die English Week oder die Semaine Française, gleichzeitig als Aus- und Fortbildungsveranstaltungen.

Das Curriculum: Das Curriculum basiert auf einem menschenkundlichen Verständnis des Fremdsprachenunterrichts an Waldorfschulen. Es soll die Lehrer befähigen, einen künstlerischen und methodisch fundierten Fremdsprachenunterricht auf waldorfpädagogischer Grundlage zu geben. Entsprechend besteht es aus menschenkundlichen, künstlerischen und methodisch-didaktischen Elementen. Das Programm ist sowohl für hauptamtliche Fremdsprachenlehrer als auch, in einer reduzierten Form, für Klassenlehrer mit Englisch oder Französisch als Nebenfach konzipiert.

Intensiv-Studienwochen: Ein zentrales Element stellen die Intensivwochen als Pflichtwochen mit Blockstudium dar: zwei zeitlich getrennte Wochen im ersten Studienjahr und eine weitere Woche im zweiten Studienjahr. Das Konzept des Blockstudiums basiert auf der langjährigen Erfahrung, dass die dort angebotene Mischung aus intensiven künstlerischen Kursen im Zusammenhang mit menschenkundlichen Vorträgen und Methodik-Didaktik-Kursen innerhalb einer solchen Intensivwoche optimal platziert ist. Die zwei verschiedenen Präsenz-Pflichtwochen im ersten Jahr bieten sowohl einen intensiven künstlerischen Einstieg als auch einen fundierten menschenkundlichen und methodisch-didaktischen Überblick über den gesamten Fremdsprachenunterricht an Waldorfschulen. Das volle Konzept kann man auf der Homepage des Bundes der Freien Waldorfschulen abrufen (www.waldorfschule.de).

Wahlpflichtmodule: Die weiteren Kurse im ersten Jahr ermöglichen verschiedene inhaltliche Schwerpunkte abhängig vom Studienziel. Diese Kurse, die einen verbindlichen Aufbau darstellen, können entweder in Form von Wochenendkursen absolviert werden oder unter der Woche angebotene Studieneinheiten sein.

Eigenstudium: Die Teilnehmer erhalten eine Leseliste für das erste Jahr, die eine Auswahl von grundlegenden Schriften zum Waldorf-Fremdsprachenunterricht beinhaltet und als Voraussetzung für die Vorbereitung und Nachbereitung des Kursangebotes dient. Hier wird das selbstständige Studium vorausgesetzt. Am Ende des ersten Jahres soll ein schriftlicher Rückblick (in Form eines Portfolios beispielsweise) erstellt werden.

Aufbaustudium: Das Konzept des zweiten Studienjahres legt neben einer weiteren Intensivstudienwoche und weiteren zu belegenden Kursen den Schwerpunkt auf selbstständige Projektarbeiten. Im zweiten Jahr können die Studenten eigene Projekte durchführen und dokumentieren. Vor allem für Studierende mit einem hohen Praxisanteil oder für bereits unterrichtende Lehrer bietet dies eine Alternative, um die Vertretungszeiten an den Schulen vor Ort zu minimieren. Diese Projekte können sowohl eigene Praxisforschung im Rahmen eines Praktikums dokumentieren als auch eine schriftliche Vertiefung und Reflexion von behandelten Kursinhalten. Sie können auch in eine Diplomarbeit oder Masterarbeit münden.