Die Mütter verschwinden

Caroline Reiter

Ich selber bin Hausfrau und Mutter von vier schulpflichtigen Kindern und mache diesen Job mit Leib und Seele. Ich kann, ohne zu übertreiben, behaupten, dass ich 15 Stunden am Tag im Einsatz bin, ohne mich auch nur im Geringsten zu langweilen. Denn Familienmutter zu sein bedeutet nicht nur, die dreckige Wäsche wegzuräumen oder das Haus zu putzen, sondern den Kindern ein Heim, ein Zuhause zu geben, in dem sie sich so wohl und geborgen fühlen, wie an keinem anderen Ort der Welt. Dies kann nur geschehen, wenn die Mutter weitestgehend anwesend ist und mit den Kindern gemeinsam die verbleibende Zeit vor und nach der Schule verbringt. Dazu gehört für mich zum Beispiel das Zubereiten von Mahlzeiten, die wir gemeinsam einnehmen und bei denen wir uns über bevorstehende und erlebte Ereignisse unterhalten. Diese Mahlzeiten, die in den meisten Familien überhaupt nicht mehr stattfinden, kosten zwar Zeit, sind aber eine wichtige Methode, dem Tag eine Struktur zu geben, zur Ruhe zu kommen und Gedanken und Erlebnisse untereinander auszutauschen.

Als ebenso wichtig für das Familienleben betrachte ich die Betreuung bei den Hausaufgaben, was nicht heißt, dass ich die Hausaufgaben für meine Kinder mache. Aber für meinen elfjährigen Sohn ist es ganz selbstverständlich, dass er sich ins Wohnzimmer setzt und bei Fragen zu den Aufgaben auf meine Unterstützung zurückgreifen kann. Das Erledigen der Aufgaben in einem ihm vertrauten Raum plus meine Anwesenheit geben ihm Sicherheit und Ruhe. Auch meine anderen Kinder genießen es, dass sie sich auf ihr eigenes Zimmer zurückziehen können, um dort – ungestört von anderen Schülern – ihre Hausaufgaben in aller Ruhe zu erledigen oder einfach nur zu entspannen, Musik zu hören und zu träumen.

Auch wenn Kinder älter werden und es den Anschein hat, sie seien selbstständig geworden, brauchen sie trotzdem immer noch die Unterstützung, Begleitung und Anteilnahme der Erwachsenen. Und wer könnte diese besser bieten als die Mutter oder der Vater? Wie leid tut mir ein Kind, das müde oder frustriert nach Hause kommt und keiner ist da, der seine Gefühle auffängt.

Wenn der Computer zum Babysitter wird

Ich nehme in meiner Umgebung zunehmend wahr, dass der Computer, die Playstation und der Fernseher als kostenlose Babysitter fungieren. Wenn ein Kind sich in seiner Freizeit unbeaufsichtigt und unbegrenzt mit digitalen Medien beschäftigt, können die Eltern sicher sein, dass es keinen Blödsinn anstellt, weil es stundenlang in seinem Zimmer sitzt. Dies scheint eine bequeme Lösung für viele Eltern zu sein, langfristig gesehen ist dies jedoch eine Katastrophe, weil kaum noch ein Kind rausgeht, um mit anderen Kindern zu spielen oder sich eine anderweitig sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu suchen, wie lesen, musizieren oder Sport treiben. So bedeutet die Abwesenheit der Mutter indirekt für die Kinder unserer Gesellschaft eine Abnahme der motorischen Fähigkeiten, der geistigen Aufnahmefähigkeit, des Spieltriebs und der Sinneswahrnehmung.

Viel sinnvoller, aber auch anstrengender ist es, wenn die Mutter mit ihren Kindern auf den Spielplatz, in die Natur geht, wo sie sich frei bewegen können, wenn sie das gemeinsame Spiel mit anderen Kindern ermöglicht, wenn sie ihren Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung bietet oder sie zum sinnvollen, kreativen Spiel anleitet.

Dies alles, die Liebe, die Fürsorge, die Hingabe, die Anteilnahme und die Prägung eines Kindes kann nur eine gute und verantwortungsvolle Mutter oder ein Vater geben, die das Leben gerne mit ihren Kindern teilen.