Facebook nicht verstanden?

Miriam Langer

Zunächst einmal ein herzliches Dankeschön für Ihre Zeitschrift, die ich immer mit Interesse lese!

In Ihrer aktuellen Ausgabe musste ich allerdings den Artikel »Herde oder Held« in Passagen gleich mehrmals lesen, da ich einiges zum Thema »Facebook« nicht nachvollziehen konnte. Ich hatte das Gefühl, dass Sie Facebook nicht wirklich verstanden haben, denn Sie sprechen dort von einer »Gemeinschaft« (ja in Anführungsstrichen!) , in der keine Verantwortung füreinander getragen wird und wo es »nicht um Inhalte oder Werte geht«.

Offensichtlich schreibt hier kein Facebookuser. Während meiner jahrelangen Facebookmitgliedschaft habe ich eine Vielzahl von verantwortlichem Miteinander erlebt, angefangen von emotionaler Anteilnahme bei Krankheit und Kummer, Ratschlägen bei vermissten Haustieren und selbstverständlichem Teilen von Suchanzeigen, ich habe die Rettung von 10 Pferden, die zum Schlachter sollten, mitbekommen und tatkräftig, wie viele andere unterstützt. Immer wieder setzt man sich über Themen wie Hunger, Vegetarismus, Frieden, Liebe und vieles mehr auseinander und es wird zu Unterschriftenaktionen aufgerufen. Allein in meinem Freundeskreis haben sich drei meiner Facebookfreunde dazu entschieden, vegan zu leben, weil sie angeregt wurden durch informative Texte, Fotos und Rezepten von schmackhaften Gerichten usw....

Ich könnte hunderte Geschichten erzählen...

Über Facebook werden heutzutage Revolutionen organisiert; ich denke Sie haben davon gehört. Und was ich mit am Wesentlichsten finde, Facebook befreit uns von der Illusion, dass wir Einzelwesen sind und nichts tun können. Wir erkennen mehr und mehr, dadurch, dass wir vernetzt sind und Informationen aus erster Hand bekommen können, dass wir alle Menschen sind, miteinander verbunden und alle auf einer Erde lebend.

Wirklich über etwas schreiben können wir nur dann, wenn wir es selber kennenlernen und selbst dann haben wir noch nicht alles erfasst, denn so verschieden wie die Menschheit, so verschieden ist auch die Gemeinschaft bei Facebook, mit der Ausnahme vielleicht, dass wir uns mit Menschen auseinandersetzen und kommunizieren, an denen wir sonst vielleicht vorbei gehen würden.

Beste Grüße und freudvolle Weihnachten

Miriam Langer