Geschäft mit Angst und Unwissenheit

Dorothea Bauer

Es gibt viele Dinge, die uns Angst bereiten. Vor allem wenn sie unsichtbar, unverstanden und unfühlbar sind. Alles, was mit »Elektro« und »Strahlung« anfängt, gehört in diese Kategorie. »Elektrosmog« »elektrische Felder«, »elektromagnetische Strahlung«, »Strahlenbelastung«. Selbstverständlich muss man vor allem Kinder vor ionisierenden Strahlen (Radioaktivität) und vor allzu starker, bisher nicht genug erforschter EM-Strahlung schützen, daran besteht kein Zweifel. Aber wie schon so oft in dieser Debatte, wird hier mit einer, sei es auch begründeten Angst, eine Menge Geld verdient. Das Schlimme daran ist, dass die teuer erkauften, vermeintlich schützenden Elemente noch viel weniger erforscht sind, als die Bedrohung selber und daher ihre Eignung zum Schutze in keiner Weise nachgewiesen ist. Man erlaube den durchaus sinnigen Vergleich mit einer in Torf, Antimonsalz und Pflanzensekret getauchten Gipsplatte als Schutz vor radioaktivem Fallout. Wer daran glaubt, dem wird wohl kein allzu langes Leben beschert sein. Veredelte Torffaser soll helfen, uns vor der »Elektro- und Strahlengefahr« zu schützen. Veredelt ist sie vor allem dadurch, dass Rudolf Steiner in einem Gespräch zu Torf etwas gesagt hat.

Ob das stimmt oder nicht, sei dahingestellt. Ein viel wichtigerer Anspruch Rudolf Steiners und eigentlich jedes Menschen ist, dass nur ernsthafte Erkenntnis von der Angst befreit und zum vernunftgeleiteten Handeln führt.

Kritisch anzumerken ist, dass mit der Darstellung von bis zur absoluten Unrichtigkeit simplifizierten hochkomplexen Sachverhalten in einem lebenswichtigen Bereich finanzieller Reibach getrieben wird. Dem (anthroposophisch) gebildeten Mensch sollte keinesfalls an einer Verharmlosung der für den Menschen und seine Entwicklung schädlichen Faktoren gelegen sein, jedoch ist gerade diese Verharmlosung durch die Wahl unzureichender Mittel ein mit Sicherheit menschenschädlicher Faktor. Ein Beispiel dazu: Die von der Firma Wandil verkaufte Handyschutzhülle mag ein nettes Accessoire sein: wenn sie wirksam ist, bleibt das Handy stumm, aber dann ist es doch besser, es einfach gleich auszuschalten. Wenn sie »ein wenig« wirkt, muss ein Handy viel mehr Leistung abgeben, um sich mit dem nächsten Umsetzer zu unterhalten und die spezifische Absorptionsrate SAR steigt sogar an. Nur so viel: Der Handyumsetzer ist nicht der wirkliche Feind. Der ist viel zu weit weg, denn die wirksame Leistung sinkt quadratisch zur Entfernung. Also: Das Handy in der Hosentasche macht da mehr Ärger. Ausschalten, Head-Set verwenden und weglegen hilft entschieden mehr. Und wenn man es denn doch unbedingt braucht, – bitte auf guten Empfang achten!

Zur Autorin: Dorothea Bauer ist Lehrerin für den pädagogischen Gartenbau und Funkamateurin Klasse A.