Gesundheitsstudie gründlich diskutieren

Dirk Rohde

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass Christoph Hueck in der Erziehungskunst vom Januar 2014 über dieselbe Studie zur Gesundheit von Waldorfschülern schreibt, auf die auch ich in meinem Artikel in der vorhergehenden Ausgabe eingehe. Wir sind uns einig, dass es sich um eine bedeutsame Untersuchung handelt, in einer Forschungsrichtung, die sicher in naher Zukunft noch deutlich wichtiger werden und viel Wesentliches zu Wirkungen von Schulunterricht zutage fördern wird. Und wir sind uns einig über die erzielten Ergebnisse.

Dennoch ist unser Urteil über die bisher ermittelten Ergebnisse relativ konträr. Während für mich ein »nur« angebracht erscheint, wenn von sechzehn der untersuchten Krankheiten nach Adjustierung hinsichtlich außerschulischer Einflussfaktoren zwei übrig bleiben, die bei Waldorfschülern signifikant seltener vorkommen, addiert Hueck die Beschwerden hinzu, wodurch ein viel stärkerer und positiverer Eindruck zugunsten der Waldorfschüler entsteht. In Frage steht somit die Aussagekraft selbst empfundener und berichteter Beschwerden im Unterschied zu von Ärzten diagnostizierten Krankheiten. Beide Typen sind aber aus wissenschaftlicher Sicht in der Gewichtung klar voneinander zu trennen.

Zwar ist die neue Studie besonders fundiert, aber sie ist nicht die erste in der genannten Richtung. Hueck weist bereits im Februar 2008 in dieser Zeitschrift auf andere Autoren hin, und ich erwähne in der Dezemberausgabe 2013 weitere. Es gibt hier Gefahren in zwei Richtungen: Positives kann sowohl dadurch unwirksam werden, dass es unterschätzt wird, als auch dadurch, dass man es übermäßig betont. Deshalb ist es aus meiner Sicht angeraten, jetzt alle an diesem Thema Beteiligten zusammenzuholen und auf einer Tagung nach gründlicher Diskussion zu einer fundierten, gemeinsamen Einschätzung zu kommen. Ich werde mich mit Nachdruck dafür einsetzen.