Inklusion kann gelingen

Matthias Braselmann

… egal, wo man hinschaut: In der FAZ (Artikel Stein/Ellinger am 8.11.2012 »Über Effekte und Nebenwirkungen herrscht Unklarheit«) oder in der Erziehungskunst: Erst einmal gibt es Artikel und Leserbriefe, die belegen sollen, dass »Inklusion nicht geht«. 

Auf der anderen Seite gibt es eine Fülle von Material (Filme, Bücher, Darstellungen), die gelingende Inklusion belegen. Und es gibt Menschen, die darüber berichten können, dass Inklusion auch gelingen kann.

Warum haben es die Waldorfs so schwer damit, der These, dass die erste Waldorfschule in Stuttgart eine durch und durch inklusive Schule war, etwas abzugewinnen? Man lese nur die »Konferenzen«, die das damalige Kollegium hielt, mit forschendem Blick durch.

Da ist im pädagogischen Raum eine Idee entstanden, von der anerkannte, hochgeschätzte Menschen – die bislang immer gehört wurden und deren Urteilsfähigkeit man vertraut – sagen, dass sie einen epochalen Paradigmenwechsel im Hinblick auf die Zukunft von Pädagogik darstellt. Doch an allen Orten tauchen Mahner, Ideologen, Skeptiker auf und verbreiten ihre Thesen …

Keiner – auch nicht die am Entstehungsprozess der UN-Konvention über die Menschen mit Behinderung Beteiligten – hat gewollt, dass Inklusion nicht gelingt. Doch allüberall ist von den »inklusionsgeschädigten Kindern« die Rede, die in unsere heilpädagogischen Einrichtungen wieder zurückkehren.

Seien wir doch ehrlich: In der Mehrzahl der »großen« Waldorfschulen ist man der Auffassung, dass das Thema Inklusion keine Rolle spielt: »Können wir eh nicht … Wir haben genug Probleme mit unserer eigenen Klientel … Wir sind Schulen in freier Trägerschaft – unsere Schüler suchen wir aus, basta …«. Und die Waldorf-Förderschulen haben Angst, dass sie irgendwann einmal überflüssig werden.

Dass aber gerade jetzt die großartige Chance besteht, dass die »Allgemeine Menschenkunde« und der »Heilpädagogische Kurs« in ein fruchtbares Gespräch kommen und dass die doch auch tragische historische Trennung von »allgemeiner Waldorfpädagogik« und »Heilpädagogik« überwunden werden kann, wird nicht gesehen oder nicht ernst genommen.