Lieber ätherisch bleiben

Daniel Walz

Es ist undifferenziert, weit verbreitete Befindlichkeitsstörungen (Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen zum Beispiel) auf eine einzige Ursache (in diesem Fall die elektromagnetischen Felder) zurückzuführen. Für konkrete Beschwerden – genannt werden ADHS, Unruhe und Angstzustände bei Kindern –, gibt es keinen einzigen stichhaltigen Beleg. Überhaupt gibt es bis heute keinen einzigen Nachweis, dass elektromagnetische Felder von Menschen wahrgenommen werden können. Sogenannte »elektrosensible« Menschen konnten mehrfach unter kontrollierten Bedingungen nicht feststellen, ob ein Gerät an- oder ausgeschaltet war. Demgegenüber stehen zahlreiche Berichte von verschiedensten Beschwerden, über die Menschen z.B. im Umfeld von Handy-Masten klagten – allerdings, bevor diese in Betrieb gingen. Auch in dieser aktuellen Studie www.aerzteblatt.de/blog/54302/Medien-mit-Nocebo-Effekt klagte mehr als die Hälfte der Teilnehmer über Beschwerden infolge von WLAN-Strahlung, z.B. Beunruhigungen, Beklemmungen, Beeinträchtigung ihrer Konzentration, Kribbeln in den Fingern, Armen, Beinen und Füßen. Zwei Teilnehmer mussten den Test sogar vorzeitig abbrechen, weil sie die WLAN-Strahlung »nicht länger ertrugen«. Allerdings: Die WLAN-Router waren gar nicht angestellt, es handelte sich um einen klassischen Nocebo-Effekt, also psychosomatische Beschwerden.

Wenn mein Sohn daher »verpeilt« aus der Schule kommt, würde ich zunächst nach anderen Ursachen (z.B. im Unterricht) suchen, als nach Handy-Masten.

Besonders ärgerlich finde ich jedoch die Darstellungen zum Thema Elektrizität. Die Autorin schreibt, Elektrizität »kommt im Körper dort vor, wo Tod eintritt«. Das ist Unsinn. Elektrizität kommt in einem gesunden Organismus ständig vor, weil sämtliche Signale in unserem Nervensystem (entlang der Nervenzellen) elektrisch geleitet werden und jede Nerven- und Muskelzelle ein permanentes »Aktionspotenzial« aufweist. Im Gegenteil wird z.B. der Hirntod genau darüber diagnostiziert, dass keine elektrische Aktivität mehr im Gehirn stattfindet. Auch habe ich noch keinen Grashalm beobachtet, der durch Kontakt mit einem Elektrozaun abstirbt.

Elektrizität beschleunigt keinen Absterbeprozess, zumindest ist mir keiner in der Natur bekannt.

Von Herr Böhlefeld wird weiter unten berichtet, dass er »einen neuen Begriff von Elektrizität« bilden möchte, da er mit den »modellhaften Erklärungen aus der Physik nicht weiter kam: ›Da stellen wir uns immer noch Materie vor, kleine Teilchen, die zwischen den Sendemasten hin- und her fliegen. Aber so verhält sich das Elektrische nicht. [...] Es ist eher den Gesetzmäßigkeiten des Lichtes verwandt.‹«

Das im Zitat Beschriebene ist seit Jahrzehnten Grundlagenwissen der Physik und in jedem Physikbuch, aber auch z.B. unter www.wikipedia.org/wiki/Elektromagnetismus und www.wikipedia.org/wiki/Welle-Teilchen-Dualismus ausführlichst nachzulesen.

Im abschließenden Absatz heißt es dann: »… der Torf könne nur die ätherische Ebene schützen«. Das würde Sinn machen, denn elektromagnetische Felder wird er nur in geringem Maße beeinflussen können. Dann sollte man aber sämtliche Mutmaßungen über reale, physikalisch messbare und nachweisbare Effekte elektromagnetischer Strahlung verzichten und von vorneherein auf der »ätherischen« Ebene bleiben.