Organspende – für das Leben meines Kindes

Nancy Lipp

In der Regel basiert Kritik an der Organspende auf religiösen oder weltanschaulichen Gründen. Es gibt selten wissenschaftliche Gegenstimmen. Deshalb habe ich mit großem Interesse diesen Artikel gelesen und mir Zeit genommen, ihn einige Wochen auf mich wirken zu lassen. Da mein Organspendeausweis sich über die Jahre in Einzelteile aufgelöst hatte, stand ich aktuell vor der Frage: Will ich überhaupt (weiterhin) Organspenderin sein?

Der Artikel hat dazu beigetragen, dass ich nicht einfach unbedacht mein Kreuzchen bei »Ja« gemacht, sondern mich intensiv mit der Frage auseinandergesetzt und auch mit meinem Mann und mit Freunden über das Für und Wider gesprochen habe.

Zu guter Letzt war für mich ausschlaggebend, dass ich mir die Frage stellte: Was würde ich tun, wenn eines meiner Kinder ein Organ benötigte? Was, wenn eine Organspende für sie über Leben und Tod entscheiden würde? Ich konnte ganz klar sagen, dass ich völlig egoistisch sämtliche ethisch-moralischen (und nun auch medizinischen) Bedenken über Bord werfen und mich für ein Organ und für das Leben meines Kindes entscheiden würde.

Somit sehe ich es als Selbstverständlichkeit, dass ich ebenfalls meine Organe spenden würde. Ich kann diese Entscheidung auch nicht einem Angehörigen zumuten, sondern muss und kann die Frage nur für mich selbst beantworten. Obwohl der Artikel in eine andere Richtung zielte, bin ich dankbar, dass Paolo Bavastro seine Gedanken und sein Wissen mit uns Lesern geteilt hat. Ich habe den Artikel mehrfach im Freundeskreis weitergegeben und bin froh, nach all den Jahren nun endlich eine klare Haltung zum Thema Organspende für mich gefunden zu haben. Ich kann nun auch viel freilassender damit umgehen, dass sich andere Menschen in meinem Umfeld gegen eine Organspende entschieden haben.