In seinen legendär gewordenen »Sternstunden der Menschheit« versammelt er deshalb zwölf historische Miniaturen, in denen im Augenblick etwas Überzeitliches sich zusammenballt, das weit über den Tag hinaus eine Entscheidung für Jahrhunderte bewirkt und den Blick und Gang der Menschheit für immer verändert.
Im neuesten Buch des Marburger Waldorfpädagogen Malte Schuchhardt hat Stefan Zweigs künstlerische Methode und dessen erkenntnisleitender Impuls eine zeitgemäße Anverwandlung gefunden. Schuchhardts stilistische Leistung ist eine gelungene Gratwanderung. An keiner Stelle wirkt er trocken belehrend, akademisch überzogen oder journalistisch anbiedernd. Besonders hilfreich für Lehrer und Eltern sind die pädagogischen Aspekte, die der mit der Dichtung vertraute Autor anspricht. Schuchhardts biografische und literarische Miniaturen können dem Lehrenden Beispiele für ein strukturiertes und fokussiertes Erzählen geben. Dadurch könnte der Literaturunterricht der Oberstufe zu einer geglückten Begegnung zwischen der Dichtung und dem jungen Menschen werden. Es könnte sich manche Deutschstunde, in der sich scheinbar wenig ereignet, zu einer Sternstunde erhellen, die etwas aufleuchten lässt, was dem Schüler später Orientierung geben kann. Man wird das schmale und bis in die äußere Gestaltung ansprechende und sorgfältig lektorierte Bändchen als Lehrer gewiss in einem Zug lesen wollen und sich bereichert fühlen. Eine Sternstunde!
Malte Schuchhardt: Sternstunden der deutschen Literatur von Goethe bis Kafka, brosch., 160 S., EUR 18, edition waldorf, Stuttgart 2014