Es gibt zwei widersprüchliche Wesenseigenschaften eines lebendigen Organismus: Identität und Wandel. So auch im Seelenorganismus des Menschen, in dem seine Identitätserhaltung sich gerade dann als Widerstand zeigt, wenn er versucht, sich willentlich umzugestalten.
Die Therapeutin Dörthe Huth wendet sich mit »Lass los und werde glücklich« offensichtlich an Menschen, die nicht glücklich sind, und will ihnen behilflich sein, sich zu wandeln, in dem sie sich von »seelischem Ballast« befreien. Das Buch erscheint, auch durch die Gliederung in sechs Loslass-Schritte, als Leitfaden. Dazu gibt es sehr viele Erklärungen, Handlungsanleitungen, Hinweise, Tipps, Fragebögen u.a., denen man anmerkt, dass sie aus einer satten Erfahrung stammen. Sie nicht nur zu lesen, sondern konsequent zu befolgen, braucht einen sehr langen Atem. Weite Textpassagen sind als Aneinanderreihungen von Selbsterforschungsfragen formuliert, die naturgemäß in die Tiefe führen: eine Fülle von Angeboten, die leicht orientierungslos machen kann. Dennoch: Jede einzelne Übung ist wertvoll und die Schrift lässt sich auch als Fundgrube verwenden.
Viele begriffliche Verbindungen, wie auch die von Loslassen und Glücklichwerden im Titel, sind recht schlicht und so auch für den Leser einfach fassbar. Die Kompliziertheit der menschlichen Seele ist nicht das Thema des Buches, vielmehr will es zu selbst initiierter seelischer Lebendigkeit führen.
Dörthe Huth: Lass los und werde glücklich, 191 S., kart./brosch., EUR 12,95, Südwest-Verlag, München 2009