Märchentheater auf Russisch: Emelja und der Hecht

Raisa Sticalova

Gute Texte bieten immer die Möglichkeit, nicht nur ihren Inhalt zu verstehen, sondern auch kreativ mit ihnen umzugehen. Idealerweise können die Schüler neu gelernte Wörter und Redewendungen in eigenen Dialogen anwenden. Die spielerische Wiederholung macht nicht nur Spaß, sie ist für eine nachhaltige Vokabelarbeit unerlässlich.

Am Anfang des letzten Schuljahres beschlossen meine sechste Klasse und ich, ein russisches Märchen zu lesen und es am Schuljahresende der gesamten Elternschaft vorzuspielen. Das Volksmärchen Emelja und der Hecht gefiel allen am besten. Schon beim Lesen des Textes entstanden erste Ideen, wie die eine oder andere Szene gespielt werden könnte. Da wir im Unterricht oft kleine Szenen improvisierten, wurde schnell deutlich, welches Kind für welche Aufgabe geeignet war. Früh war auch klar, dass wir uns ein reizvolles, aber anstrengendes Projekt vorgenommen hatten, das über den bloßen Russischunterricht hinausging: Die Jungen sammelten Ideen, wie man im Werkunterricht oder mit den Vätern zu Hause einen beweglichen Ofen bauen könnte. So entstand in unserem Projekt die »Werkgruppe«, die später einen Ofen, einen Schlitten und rollende Eisschollen anfertigte.

Eine Mädchengruppe kümmerte sich, ebenfalls mit Unterstützung der Eltern, um die Kostüme. Sie suchten Kleidungsstücke, die zu der Zeit passten, in der das Märchen spielt, und nähten sie für die Kinder um. Bei der Aufführung hat diese Gruppe alle Kinder für ihre Rollen eingekleidet.

Die Malgruppe suchte aus russischen Märchenbüchern Bilder aus – diesmal mit Unterstützung der Kunstlehrer –, die als Vorlagen für das Bühnenbild geeignet waren, und sorgte auch für die notwendigen Requisiten auf der Bühne.

Eine Tanzgruppe brachte uns bei, wie man sich bei Volkstänzen und Liedern bewegt.

Damit die Eltern die russischen Szenen verstehen konnten, beschlossen wir, vor den Szenen deren Inhalt kurz auf humorvolle Weise auf Deutsch wiederzugeben.

Die Vorbereitung lief während des gesamten Schuljahres parallel zum normalen Russischunterricht. Für manche Kinder war es nicht immer leicht, sich selbstständig zu organisieren und in den Gruppen harmonisch zusammenzuarbeiten. Aber da die Aufführung von Tag zur Tag näher rückte, konnte sich keiner der Verantwortung für die übernommene Aufgabe entziehen. Kurz vor den Sommerferien konnten wir den Eltern unser Stück vorspielen. Der Lehrer kann durch ein solches Projekt nicht nur die Begeisterung und Motivation der Schüler für diese nicht so einfache Fremdsprache erhöhen, er sieht am Ende auch ein schönes Resultat seiner mühevollen Arbeit: dankbare Schüler- und Elterngesichter.