Statt sich auf meine mit Sorgfalt dargelegten Argumente einzulassen und ebenfalls sorgfältig zu prüfen, wer hier zitiert wird und was er vorbringt, gehen sie zur Sensenmethode über und greifen das geläufigste Argument auf, das überhaupt existiert: »Die sind alle von der Erdölindustrie [oder Tabakindustrie?] bezahlt.« Und daraus wird dann die grandiose Conclusio gezogen, alle meine Argumente seien unbrauchbar, da längst widerlegt. – Hätten sie meinen Text genauer gelesen, wäre ihnen nicht entgangen, dass ich selbst dieses Totschlagargument vorwegnahm und zeigte, dass die Sache mit den Ölkonzernen nicht ganz so einfach ist. Darauf muss ich also noch einmal zurückkommen.
Aus der unterstellten Korruptheit aller Kritiker leiten sie ab, dass man ihre Einwände nicht ernstnehmen muss – ein weiterer schwerer Fehler: sie übersehen, dass ich bewusst Wissenschaftler zitiert habe, die gar nicht eindeutig einem der ›Lager‹ zuzuordnen sind.
Und dann noch eines: auch wenn man bestimmte Ansichten oder Menschen nicht mag, sollte man vom Gebrauch pauschal verunglimpfender und verleumdender Schlagworte Abstand nehmen, auch um dem Niveau und Anspruch einer Zeitschrift wie der Erziehungskunst gerecht zu werden – ›Klimaleugner‹ ist ein absurder, ins Lächerliche ziehender Begriff. Kein Mensch kann ›Klima leugnen‹, aber es kann jemand skeptisch gegenüber einer vertretenen Ansicht sein.
Wen habe ich zitiert? | (1) Um das für mich momentan gewichtigste Beispiel eines seriösen Einspruchs gegen die herrschende Meinung vom gefährlichen Klimawandel zu nennen – der emeritierte Professor für Meteorologie und Lehrbuchautor Helmut Kraus wurde zitiert. Er stellt in seinem Lehrbuch »Die Atmosphäre der Erde« (2.Aufl., 2001, Springer Verlag) den ›Treibhauseffekt‹ als Grundlage des atmosphärischen Temperaturzustandes dar, der Leben auf der Erde ermögliche! Er kann daher in diesem Sinne nicht den ›Skeptikern‹ (und schon gar nicht den Klimaleugnern) zugerechnet werden; aber derselbe Meteorologe kommt dessen unbeschadet zu der Aussage, dass die Behauptung, der Klimawandel sei verantwortlich für eine Zunahme und Verschlimmerung extremer Witterungsereignisse, wissenschaftlich nicht beweisbar ist. Und das hat er auch im persönlichen Gespräch bestätigt. Sein Buch »Risiko Wetter« hat er übrigens mit dem Meteorologen Ulrich Ebel geschrieben, der seit 15 Jahren für die Münchner Rückversicherung arbeitet – und letzteren als Skeptiker zu verdächtigen, wäre völlig absurd. – Ach, übrigens nennt sich der große Rückversicherer jetzt ›Munich Re‹, und Munich liegt in Bavaria – aber trotz dieser Amerikanisierung hüte ich mich zu unterstellen, dass Exxon dahinter steht. – Mit dieser fundierten Aussage zu den Extremwetterereignissen entzieht Kraus der ständig wiederholten Behauptung, alles Schlimme, das auf dieser Erde durch Witterungsvorgänge Mensch und Natur treffe, sei eine Folge des von uns verursachten Klimawandels, die Basis! Wohlgemerkt: hier geht es um eine Aussage über Klimaveränderungen, was das Überschauen eines Zeitraumes von mindestens 30 Jahren erfordert. Es mag ein Auf und Ab geben in Jahren oder 2 Jahrzehnten (dasselbe Argument übrigens, das meine Kontrahenten benutzen, um die Abkühlung seit über 10 Jahren zu relativieren) – und auch Jahre mit einer scheinbar apokalyptischen Häufung von Wetterextremen wie in diesem Juli und August (synoptisch betrachtet ein Blockadezustand mit stationären Hochs und Tiefdrucktrögen, was ein normales Phänomen der rhythmischen Atmosphärenprozesse darstellt), aber wenn man schon eine Diskussion über ›Klima‹ führen will, sollte man sich an die Definitionen halten: 3 Überschwemmungsereignisse in 10 Jahren oder ein Trend in 20 Jahren sind keine Klimaveränderung. Ein weiterer Fehler ist das Außerachtlassen der anthropogenen Faktoren(!), auf Deutsch gesagt: der Fehler und Umweltsünden in der betroffenen Region oder auch ihrer Nachbarschaft, die das Ereignis erst zur Katastrophe werden lassen und die im schlimmsten Falle durchaus auch zu einer Veränderung des lokalen oder regionalen Klimas führen können (z.B. großflächige Abholzungen). – Würde Kraus´ Feststellung ernstgenommen, müsste vieles von Grund auf neu überdacht werden – an erster Stelle von den Medien, die uns über ständig schlimmer werdende Wetterereignisse ›informieren‹. Was sie schildern, sind vor allem die Auswirkungen auf den Menschen, was natürlich berechtigt ist; falsch sind aber die mitgelieferten Deutungen und Bewertungen als ›Beweise des gefährlichen anthropogenen Klimawandels‹. Selbst die schlichte Erkenntnis, dass weniges so subjektiv ist wie das Empfinden und Bewerten der Wetterereignisse, da sie uns physisch existenziell betreffen, und uns auch seelisch beträchtlich – aber oft unterschwellig – beeinflussen, ist in Vergessenheit geraten. Würde man Kraus und andere, die seine Einschätzung bestätigen, ernst nehmen, ließe sich der von den Medien und leider auch bestimmten wissenschaftlichen Zeitschriften wie Spektrum der Wissenschaft mit Material ständig nachgeheizte Alarmismus nicht rechtfertigen – sofern es für das Verbreiten von Ängsten und das Aufstellen nicht realisierbarer Forderungen (»sofort drastische Maßnahmen gegen CO2-Ausstoß«) überhaupt eine Berechtigung gibt.
(2) Der von mir zitierte Chris Landsea war selbst ursprünglich Mitarbeiter am IPCC-Bericht mit dem Auftrag, das Kapitel Hurrikans zusammenzufassen; er trat aus Gründen, die ich darstellte, von dieser Mitarbeit zurück – sein fachkundiges Fazit wurden übergangen und stattdessen vorschnell vor der Öffentlichkeit behauptet, Hurrikans befänden sich in der Zunahme und ihre Stärke würde wachsen (Trenberth). Landsea ein korrupter Klimaleugner also? Sein Fazit konnte er belegen – was in der Pressekonferenz dagegen verkündet wurde, war eine nicht belegbare Behauptung. Eher sollte man fragen, wie es dazu kommen konnte! Das Pressestatement stand aber in Einklang mit der Ansicht, an deren Verbreitung man Interesse hat: die Hurrikans werden schlimmer durch die Erwärmung, und wir sind schuld. Und so wird diese Ansicht permanent reproduziert von Politikern, Umweltverbänden, von in Zeitungen interviewten ›Fachleuten‹ und in Filmen von 3SAT, Phoenix oder anderen.
(3) Der schon früher von mir zitierte Ökonom Lomborg, der Kioto als Klimaschutzstrategie in Frage stellt, ist selbst überzeugt davon, dass es eine – wenn auch mäßige – Erwärmung durch die Zunahme des CO2 gäbe, weist aber mit nüchternen Zahlen darauf hin, dass das für ›Kioto‹, für hohe CO2-Besteuerung usw. ausgegebene Geld sinnvoller eingesetzt werden sollte. Keine »Nur weiter so wie bisher!«-Prophet also. Ich schlage daher vor: fragt doch Lomborg selbst, wie viel er von BP oder Chevron bekommt, um solche ›Lügen‹ zu verbreiten. Der Ökonom Richard S. Tol macht dasselbe, er demontiert den Stern-Report, die Bibel der Kioto-Verteidiger, also muss auch er…? Aber, bitte, konsultiert vorher einen Rechtsanwalt, vielleicht setzt Ihr Euch mit so einer Unterstellung in die Nesseln.
(4) Der Geologe Ján Veizer, der seit Jahren übrigens mit dem Astrophysiker Nir Shaviv zusammenarbeitet und die Theorie vom Klimaeinfluss der Sonnenaktivität im Widerstreit mit der kosmischen Strahlung untermauert, ist ebenfalls kein fanatischer Gegner der Treibhaustheorie, räumt aber dem Zuwachs an Kohlendioxid in der Atmosphäre nur eine untergeordnete Rolle ein bei der jüngsten Klimaveränderung. Er ist Träger eines der höchsten Wissenschaftspreise unserer Republik (Leibniz-Preis). Von der Erdöllobby bestochen? Sicherlich, auch Preise und Orden – spätestens seit dem Friedensnobelpreis für Al Gore – sind Maja. – Ich persönlich schätze diesen Erdwissenschaftler, er macht auf mich einen absolut integeren Eindruck.
(5) Ein weiterer wäre zu nennen, den ich schon in früheren Aufsätzen zitierte, Nigel Calder, der in einem seiner Bücher (›Die launische Sonne‹) sich sogar selbst gegen den Vorwurf der Parteilichkeit verwahrt, indem er darauf hinweist, dass er sich bewusst von allen Organisationen, welcher Couleur auch immer, ferngehalten habe. Er war einige Jahre Chefredakteur des New Scientist. Er ist ein unabhängiger Wissenschaftsautor, der zu der Ansicht gekommen ist, dass die Sonne mit ihren Aktivitätsschwankungen für die in unserer Diskussion relevanten kurz- und mittelfristigen Klimaveränderungen maßgebend ist. Darüber schrieb er mit Henrik Svensmark zusammen das Buch ›The Chilling Stars‹. Ob Svensmark von Exxon Geld bekam, als er im Keller seines dänischen Instituts mit bescheidensten Mitteln ein Experiment zum Nachweis der kosmischen Strahlung aufbaute?
(6) Dann wäre da noch der Ökologe Harald Kehl (TU Berlin), der auf seiner Homepage wichtige Literatur zum Klimawandel zur Verfügung stellt, ohne dabei fanatisch seine skeptische Haltung zu vertreten. Bei ihm konnte ich mich vor allem auf seine praktische Erfahrung als Experte der ariden Gebiete verlassen (wächst oder schrumpft die Sahelzone?). ebenfalls ein integerer Wissenschaftler.
(7) Menschen wie den Physikern Gerlich und Tscheuschner, dem Leipniz-Preisträger Veizer, dem Meteorologieprofessor Kraus, dem Ökologen Kehl oder dem Ökonomen Lomborg vorzuwerfen, sie würden von der Öllobby gekaufte Aussagen produzieren, hielte ich für eine dreiste, dabei substanzlose Unterstellung, da ich persönlich mit ihnen Kontakt aufnahm. Ich glaube kaum, dass meine Kontrahenten den Mut aufbrächten, diese Menschen persönlich mit ihrer Anschuldigung zu konfrontieren – das könnte arg danebengehen! Gerhard Gerlich, seit 2007 emeritierter Professor, war jedenfalls empört über den erhobenen Vorwurf, gekaufte Forschung zu liefern. Er ›bedauerte‹, dass er von der Erdölindustrie bis jetzt keinen Cent gesehen habe…
(8) Ebenso könnte es danebengehen (wenn die beschuldigten Menschen sich nicht eine große Gelassenheit angewöhnt haben!), die rein aus privaten Spenden finanzierte Vereinigung EIKE (Europäisches Institut für Klima und Energie) als Exxon-gesponsert zu beschuldigen. Wie der Sprecher des Institutes Horst-Joachim Lüdecke (emeritierter Physikprofessor aus Heidelberg) auf diese Unterstellung reagiert, lese man doch in der BNN vom 10.8.2010, also ganz aktuell: »Würde EIKE von der Erdölindustrie gesponsert, würde ich dieses Institut sofort verlassen. Mit Firmen, die solche Umweltverbrechen wie die jüngste Ölkatastrophe vor der mexikanischen Küste verantworten, habe ich nichts zu tun.«
Wissenschaftssoziologie | Meine Kontrahenten glauben, sie hätten meinem Versuch einer wissenschaftssoziologischen Deutung der Klimadebatte das fehlende Pendant entgegengesetzt. Ich wies auf die Abhängigkeit der als führend erachteten Klimaforscher von staatlicher Förderung und auf Faktoren wie Autoritätsvertrauen, Schmalspurspezialistentum, Angst um Position und Lebensgrundlage hin. Sie machen dabei einen Fehler: sie halten es für ausgemacht, 1. dass alle, die von Ölfirmen gesponsert wurden, in ihrer Meinung unfrei seien und nur Gefälligkeitsgutachten liefern würden, also Firmenpolitik unterstützen, und 2.: das träfe auf alle zu, die sich in Opposition stellten zur offiziellen Meinung in der Klimadebatte – während die andere Seite frei sei und reine Wissenschaft aus eigenem Antrieb vorbringe, wobei die Politiker als Unschuldslämmer das lediglich zur Kenntnis nehmen und danach handeln wollen.
Wenn dies eine echte Erkenntnis darüber wäre, ›wie Wissenschaft funktioniert‹, dann müssten auch alle Vertreter der Theorie von der anthropogenen Klimakatastrophe von Hintergrundmächten gekauft und bestellt sein, was ich aber gar nicht behauptet habe. Ich habe lediglich versucht, reale Faktoren aufzuzeigen, wie der immer wieder berufene ›Konsens der überwiegenden Mehrheit‹ zustande kommen kann, der als solcher nicht automatisch mit den tatsächlichen Fakten und ihrer richtigen Interpretation übereinstimmen muss. Das ist ja die Frage, die immer wieder gestellt wird: Wie ist dieser angeblich breite Konsens möglich? Jeder, der die Geschichte der Wissenschaft besser kennt, weiß, dass solche im wahrsten Wortsinne Mechanismen existieren und immer wieder dazu geführt haben, dass Lehrmeinungen zementiert werden, die später revidiert werden müssen. Wie könnte man sonst überhaupt von einem Fortschritt der Wissenschaft sprechen? Ich habe ausdrücklich nicht einen pauschalen Vorwurf der Korruption erhoben! Dass es allerdings auch schwarze Schafe gibt und dass Versuche der Beeinflussung oder der Fälschung gemacht wurden, den Hinweis habe ich mir nicht erspart.
Die drei Kontrahenten haben also weit übers Ziel hinausgeschossen.
Meine Darstellungen waren ein Versuch, zu umreißen, unter welchen Bedingungen heute Wissenschaft überhaupt existiert: sie befindet sich in einer tiefen und sichtbar ständig zunehmenden Abhängigkeit von Politik einerseits (Ministerien etwa, Forschungs-, Bildungspolitik, Förderung staatlicher Institute usw.) und Drittmitteln bietender Wirtschaft sowie hochpotenten Stiftungen andererseits. Wirklich freie Wissenschaft dürfte daher nur in kleinen Territorien möglich sein – am ehesten können emeritierte Universitätslehrer ihre persönliche Meinung kundtun, ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen, oder freie Autoren, die nicht existenziell abhängig sind! Daher habe ich eine Neigung, mich an solche Menschen zu wenden. Es braucht heute ein gehöriges Maß an Standfestigkeit, um mit einer Ansicht gegen den Strom zu schwimmen; die Gefahr, seine Arbeit zu verlieren, weggespart oder schlicht mundtot gemacht zu werden, ist real. Das ist nur eine Seite: hinzukommen die mehr sozialen und psychologischen Zwänge, etwas, womit jeder Wissenschaftler in sich selbst zu kämpfen hat, weil er einfach Mensch ist: Kräfte, die am Pfad der reinen Suche nach der Wahrheit lauern. Jeder Wissenschaftler sollte sie kennen. Dazu gehört unter vielen ›Versuchern‹ der Drang, sich bereits herrschenden Meinungen anzuschließen, weil sie subtil wie Dogmen wirken, also Glauben heischen (es beschämt natürlich, so etwas in einer Zeit maximaler ›gefühlter‹ Aufgeklärtheit und Entgötterung einzugestehen!), dann der Hang, Ungewohntes a priori für Unsinn zu halten; oder sich moralischen Implikationen zu beugen – etwa der, dass es unmoralisch scheint, sich dem Projekt zur Rettung der Erde (gemäß dem Selbstverständnis der Klimaaktivisten) mit einer skeptischen Meinung entgegenzustellen.
Wohin das führt, lässt sich gerade am Umgang mit dem Begriff ›Skeptiker‹ ablesen, der einer aufgeklärten Epoche nicht gerade zur Ehre gereicht: so ein ›Klimaskeptiker‹ scheint im tiefsten Abgrund der Verderbtheit zu stecken, weil er wagt, (angebliche) Wahrheiten noch einmal zu überprüfen, Daten anders zu interpretieren und Widerspruch zu äußern. Dabei ist nichts so wesentlich für den Fortschritt der Wissenschaft wie der Widerspruch, zuvorderst der, den man sich selbst gibt! Gibt es etwas, was deutlicher vom Streben nach Bestandserhaltung und von Kollektivbildung zeugt als die übliche Behauptung, alle Widersprüche der Skeptiker seien aufgelöst und jede Antithese widerlegt, obwohl dies faktisch unwahr ist?- Eigentlich sollte es eine Auszeichnung für einen Wissenschaftler sein, angesichts eines (angeblich) übermächtigen Konsenses eigene Gedanken verfolgen zu können.- Was mich betrifft, habe ich mich immer wieder mit der These ›der Treibhauseffekt ist real‹ konfrontiert und meine eigene Haltung in Frage gestellt; ich bin überhaupt von dieser (übernommenen) Meinung ausgegangen und erst später dazu gekommen, sie in Frage zu stellen. Ich kam später leider nie an einen Punkt, durch Evidenz wirklich wieder überzeugt zu sein, angesichts all der Widersprüche, Unklarheiten und manch anderer Aspekte (es hinterlässt auch einen Eindruck, wie jemand redet, wie er auf Gegner eingeht oder eben nicht). Stattdessen bemerkte ich, dass als Hauptargument immer wieder die Korrelation zwischen Temperatur und CO2-Verlauf als Beweis für die Ursächlichkeit angeführt wurde (CO2 steigt → Erwärmung), dann die große Zahl der Modellrechnungen, und im übrigen das Gewicht der Mehrheit, die der Einschätzung sei, dass diese Korrelation höchstwahrscheinlich der Beweis sei, da der Treibhauseffekt gesichert sei (was nicht stimmt) – ein geschlossener Argumentationszirkel also.
Korrelation und Ursächlichkeit | Eine Korrelation zwischen zwei parallel verlaufenden Prozessen ist und kann niemals allein als Beweis dienen für die ursächliche Verknüpfung in einer Richtung (CO2 → Zunahme des Treibhauseffekts → Erwärmung), dies zu beachten gehört zu den Grundregeln wissenschaftlichen Denkens. Ohne nachvollziehbare Theorie für die Kausalität oder das Herausarbeiten eines ›Urphänomens‹ bleibt es eine Scheinkorrelation. Solange die Theorie inkonsistent bleibt, fehlt die Evidenz – die Korrelation deutet lediglich darauf hin, dass die beiden Prozesse auf irgendeine Weise miteinander zu tun haben, was nie jemand bezweifelte: wärmeres Wasser gibt schließlich Kohlendioxid frei, das zeigt die Sprudelflasche in der Sonne. Würde jemand steif behaupten, dass der regelmäßige Gesang der Vögel vor Sonnenaufgang die Ursache ihres Aufgehens ist, da doch der Zusammenhang zwischen beiden Ereignissen ›statistisch hochsignifikant‹ ist? Ich habe schon mehrfach angeführt, dass in den Klimamodellen lediglich ein Zahlenterm stellvertretend für die Wirkung des CO2 stehen kann (für sein sog. Forcing, d.h. seinen ›Zwang‹ in Richtung eines Erwärmungstrends); dieser Zahlenterm könnte stattdessen auch für ›Einfluss der Sonnenaktivität‹ stehen. Das IPCC übergeht aber die längst ausgearbeitete und experimentell gestützte Theorie des Einflusses der aktiven Sonne zusammen mit der kosmischen Strahlung bis zu den Prozessen der Wolkenbildung und reduziert ihren Einfluss auf die geringe Veränderung der sog. Solarkonstante, also die Schwankung ihrer Strahlungsmenge. Diese Argumentation gehört nun in der Tat zu dem, was längst widerlegt wurde – und doch unausrottbar weiterbesteht. Dabei zwänge allein schon die jüngste Neubewertung des Einflusses der Schwankungen des UV-Anteils in der solaren Gesamtstrahlung zu einer Revision des IPCC-Berichts von 2007. Auch darauf wies ich hin, was ignoriert wird. So sind eben die ›Regeln der Kommunikation‹ in der Klimadebatte…
Klimaprognosen mit Riesenrechnern? | Zur Brauchbarkeit oder Fragwürdigkeit von Klimasimulationen vieler Jahrzehnte noch ein Gedanke.- Jeder Schüler kennt den Begriff ›Schmetterlingseffekt‹, die Vorstellung dahinter ist: eine nur kleine Veränderung in der Atmosphäre – der Flügelschlag eines Schmetterlings – könnte in der Folge an anderer Stelle einen Sturm auslösen. Das ist zwar so nicht richtig: eine kleine Veränderung kann zum Überschreiten einer Schwelle führen, was in einem neuen Großzustand überleitet – aber erst dann, wenn die Veränderung in einer genügend großen Breite wirksam ist (im Bilde also eher ein flügelschlagender Schwarm von Schmetterlingen). Nun muss man dies auch auf die Rechnersimulation von Klimaentwicklungen übertragen: kleine Veränderungen eines Parameters können bei einer genügend großen Ausdehnung den gesamten Verlauf in völlig neue Richtungen lenken. Das wissen die Konstrukteure der Klimasimulationen. Aber keiner, der als Außenstehender auf die Modellrechnungen vertraut, berücksichtigt den Schmetterlingseffekt! Denn die Daten und auch die Kenntnisse sind so lückenhaft, dass zwar Szenarien möglicher Verläufe generiert werden, aber keiner sagen kann, ob sie nicht durch die ›Flügelschläge‹ unscheinbarer Ungenauigkeiten und Unsicherheiten derartig verfälscht wurden, dass sie außerhalb der realen Entwicklungsmöglichkeiten liegen. Und dabei von Schmetterlingen, die noch nicht einmal beobachtet, geschweige, klassifiziert werden konnten.
Die Erdöllobby als Feind des Klimaschutzes? | Das Dilemma der Abhängigkeit des tätigen Wissenschaftlers – zwischen der Skylla von staatlicher Genehmigung und der Charybdis wirtschaftlicher Mittelbereitstellung: es gilt natürlich für Anhänger wie die Gegner von Treibhausdoktrin und gefährlichem Klimawandel gleichermaßen. Auch die Gegner sind auf Unterstützung angewiesen, und es scheint selbstverständlich, dass die in den Fokus der Angriffe rückenden Firmen, die fossile Brennstoffe fördern, ein Interesse daran haben, der herrschenden Meinung etwas entgegenzusetzen, da es ihrem Geschäft schaden könnte. Könnte. Aber tut es das wirklich? Man kann sich zunächst die Frage erlauben, ob dieses Faktum des Erdölsponsoring nicht überbewertet wird; da wären die nachgewiesenen Geldflüsse auf die Jahre und die damit beglückten Institute zu verteilen, und mit den Summen zu vergleichen, die zur Unterstützung der ›guten‹ Forschung zum Klimawandel alljährlich und weltweit fließen. Von 1989–2007 widmete allein der US-Haushalt 30 Milliarden $ der Klimaforschung; Exxon ließ nach dem neuesten Stand insgesamt 23 Millionen US-$ bestimmten Instituten zufließen. Um diese Proportion zu charakterisieren, fällt mir der kurze und bündige Ausdruck ›dwarfing‹ (engl.) ein.
Zweitens: die Mitgliedschaft in einem Verein (Prof. Gerhard Gerlich) bedeutet nicht, dass man automatisch die Meinung seiner Sponsoren teilt. Das ist eine bloße Behauptung. Sonst dürfte man mit demselben Recht unterstellen, dass Prof. Stefan Rahmstorf ›für die Munich Re arbeitet‹ – denn der große Rückversicherer gehört zum Förderverein des PIK (Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung).
Der Vorwurf eines flächendeckenden Erdölsponsorings für die Skeptiker ist wirklich nicht neu. Trotz seiner Betagtheit versäumte er, etwas viel Entscheidenderes zur Kenntnis zu nehmen: die Erdölfirmen passen längst nicht mehr in das Schwarz-Weiß / Gut-Böse-Muster. Es müsste doch undenkbar sein, dass sich Erdölfirmen als Lobbyisten für die Einführung einer CO2-Besteuerung einsetzen – aber genau das ist der Fall: »...oil companies are amongst the biggest promoters of climate change propaganda, emphasized recently by Exxon Mobil’s call for a global carbon tax«. [i] Passt z.B. BP wirklich noch in diesen Scherenschnitt, wo doch die Bedeutung des Kürzels BP (›Beyond Petrol‹ statt: British Petrol) und das neue Firmenlogo (eine gelbe Sonne, von Grün umgeben) [ii] längst die neue Firmenstrategie hin zu erneuerbaren Energien symbolisieren? Die Erdölförderer und -verarbeiter sind sich doch selbst der Endlichkeit ihrer Ressourcen bewusst. Und auch das passt so gar nicht: zum Kuratorium des PIK (Rahmstorfs Dach über dem Kopf) gehört Dr. Uwe Franke: Mitglied der Deutschen BP AG. Ach!
Wenn also erneuerbare Energien zum Zwecke des ›Klimaschutzes‹ durch staatliche Gesetzgebung – Öko- oder CO2-Steuern, Emissionshandel, gezielte Subventionierung usw. – gefördert werden, werden Ölfirmen wie BP zu Nutznießern des Klimaschutzes. Man kann kaum annehmen, dass Esso, Shell usw. so dumm sind, nicht auch in die Entwicklung alternativer Energien zu investieren, um damit ihre eigene Zukunft zu sichern. Und so geschieht es. Shell gab zwischen 1997 und 2007 laut Spiegel ½ Milliarde US-$ für erneuerbare Energien aus und will sich in Zukunft vor allem bei Biosprit, Wasserstoff sowie CO2-Abscheidung (CCS) engagieren. Aber Exxon / Esso sind die eigentlichen Bösen Buben, nicht wahr? Nein, sie setzen nur mehr auf Energieeffizienz durch eine Optimierung herkömmlicher Treibstoffe, bei den Biotreibstoffen sind sie zurückhaltend. Für diese Politik gibt es aber einleuchtende, und sogar gewichtige ökologische Gründe. Zu Rapsdiesel (genauer: Rapsmethylester, RME) schreiben sie: [iii] Anbau, Ernte, Umarbeitung und Transport zehren bereits 60 % der aus Biodiesel gewinnbaren Energie auf, Düngemittel und Pestizide belasten beim Rapsanbau Boden und Gewässer, die Düngung verursacht Lachgasemissionen (Distickstoffmonoxid mit hohem Treibhauspotenzial, 290x so hoch wie bei CO2); ein ca. 8% höherer Verbrauch durch niedrigeren Energiegehalt im Vergleich zu herkömmlichem Dieselkraftstoff, dabei größere Aldehyd- und Stickoxidemissionen.- Ferner stellen sie Schmiermittel aus Pflanzenölen den modernsten (fossilen) Schmierstoffen gegenüber: letztere kennzeichnet verminderter Kraftstoffverbrauch, geringere Emissionen, längere Ölwechselintervalle. Daher sind die Schmiermittel aus Erdöl in ökologischer Hinsicht überlegen. Das überzeugt.
Was offenbar unbekannt ist: ExxonMobil fördert das ›Global Climate und Energy Project‹ (GCEP) mit 100 Millionen Dollar. Es soll unter der Führung der renommierten Stanford-Universität wirtschaftlich lebensfähige Energietechnologien bei gleichzeitiger deutlicher Reduzierung von Treibhausgasen entwickeln. [iv] Projekte, an denen dort gearbeitet wird: Erzeugung, Speicherung und Verwendung von Wasserstoff / Biotechnische Erzeugung von Wasserstoff / Brennstoffzellen / Überwachung von Biokonversionsprozessen / Nanotechnik zur Wasserstoffspeicherung / Erneuerbare Energien / Nanostrukturierte Photovoltaikzellen / CO2-Abscheidung und –sequestrierung / Innovative Verbrennungstechnologien.- In sowas investieren die Bösen Buben, und damit mehr als das Vierfache als für das Sponsoring von ›Klimaleugnern‹.
Zu seiner Zeit und zu sich selbst stehen | Wenn man Geografie oder Geologie unterrichtet, muss man sich ohne emotionale Beurteilungen vor Augen führen, welche Dinge im Sinne der heutigen Zivilisation schlicht lebensnotwendig sind; man muss die Zivilisation und ihre materiellen Grundlagen als etwas darstellen, was seine menschheitsgeschichtliche Bedeutung, seinen Sinn und seine Berechtigung hat. Eine zentrale Übung ist für denjenigen, der sich mit Anthroposophie befasst, das (trotzdem) positive und würdigende Verhältnis zum ›Materialismus‹, dessen (relative) Berechtigung, dessen menschheitsgeschichtliche Mission man anerkennt.- In diesem Sinne: man kann nicht Schülern erzählen, Esso würde das Klima zerstören, während dieser Konzern – abgesehen von der allgemein vom System legitimierten Profitgier (die auch bei den Herstellern erneuerbarer Technologien herrschen dürfte) – das liefert, was wir für das alltägliche Leben brauchen, was jeder braucht, ob er sein Frühstück in der dichten Tupperdose in die Schule mitnimmt, oder von den Eltern zur Schule gebracht werden muss. Auch Reisen goetheanistischer Forscher in ferne Kontinente wären ohne diese Stoffbasis unmöglich; auch Rudolf Steiner gehörte übrigens zu denen, die begeistert waren vom Auto als Bewegungsmittel. Ich fände es schädlich, Schülern Widersprüche in die Seele zu pflanzen, mit denen sie nicht leben können, weil man sie allein lässt mit einer Botschaft wie dieser: »Wir müssen sofort aufhören, Kohlendioxid auszustoßen, sonst werden in den nächsten Jahrzehnten vielleicht gefährliche Kipp-Punkte im Klimasystem überschritten... weil das Computer ausgerechnet haben.« Wie soll ein Heranwachsender daraus vernünftige Konsequenzen ziehen? Kinder fangen an zu fragen: »Darf ich Butter aufs Brot tun, wo doch Kühe das klimaschädliche Methan ausatmen...?« So werden Ängste, Feindbilder und Illusionen über das Machbare veranlagt – man sollte dann auch im Unterricht darstellen, ein wie geringer Anteil des Gesamtenergiebedarfs bisher durch Erdwärme, Biotreibstoffe und Fotovoltaik gedeckt werden konnte, und dass das ein langsamer und mühsamer Umstellungsprozess sein wird. Die Zukunft der Energieversorgung der Menschheit ist ein ernstes Problem, und in bezug auf die Realisierbarkeit einer Komplettlösung ›erneuerbare Energien‹ bestehen durchaus kontroverse Ansichten[v].- Ich muss wohl kaum betonen, dass ich keine Entschuldigung finde für geschäftsfördernde Lügen, Korruption und Schlamperei im Umgang mit Bohrlöchern, genauso wie meine Kontrahenten. Aber auf die Ölkonzerne zu schimpfen, während man 1x wöchentlich tanken fährt und alle die Folgeprodukte des Erdöls selbstverständlich verwendet, ist einfach eine Inkonsequenz; das ist eine seelisch ungesunde Haltung, der das Element der Positivität fehlt, das in anthroposophischen Kreisen sonst immer so gerne angemahnt wird. Das Schwarzweiß-Polarisieren ist leider ein Zug der Greenpeace-Politik geworden, aus dem Alter für solchen Anti-Aktivismus bin ich inzwischen raus. Denn für die erstrebte Öffentlichkeitswirksamkeit muss man auch mal Fünfe grade sein lassen: da geht eben Tuvalu unter, auch wenn´s nicht stimmt.
Wem dienen Abwehr und Verniedlichung von Vorwürfen? | Ich finde es fragwürdig, wenn gravierende Fehler und sogar Fälschungsversuche verharmlost werden, die einfach nachgewiesen wurden, und wenn das Ausmaß der noch nicht geklärten Fragen in der Klimaforschung verniedlicht wird.
Ist es wirklich belanglos, dass man den etwa 133 Millionen Bangladeshi erklärt hat, die für ihre Wasserversorgung wichtigen Himalayagletscher seien bis in 25 Jahren vermutlich weitgehend verschwunden – so (bis 2035) stand es ursprünglich im IPCC-Bericht von 2007, wobei das schon den beobachtbaren Phänomenen widersprach –, und nachträglich erst deutlich machen muss, dass es sich um eine überschlägig errechnete Schätzung handelte, die auf das Jahr 2350 als ›Endpunkt‹ der Gletscher extrapolierte? Der Zahlendreher (2035 statt 2350) ein bloßer ›Flüchtigkeitsfehler‹? Ob der in einer Klassenarbeit passiert oder bei einem Thema von weltpolitischer Tragweite, ist doch ein Unterschied! Es ist bedenklich, einen solchen Fehler herunterzuspielen.
Bleiben wir bei Bangladesch – es ist bisher wohl kaum durchgedrungen, dass Wissenschaftler dieses Landes vor etwa 2 Jahren feststellten, dass sich das Delta des Ganges durch Sedimentablagerung vergrößert, oder dass sich zumindest Abbau und Aufbau über lange Zeiträume die Waage halten; damit könnte die Landfläche in den nächsten 50 Jahren sogar um 1000 qkm wachsen. [vi] Sollte sie doch nach den Vorhersagen rasant schrumpfen, auch die Presse ›wusste‹ das längst: das Verschwinden einer einzelnen Insel im Delta – ein normaler Vorgang, da sich die Deltastruktur ständig wandelt – wurde hochgespielt zu einem Menetekel des Untergangs durch stetig steigenden Meeresspiegel. Wem dient so etwas?
Und es ist nicht marginal, ob man den Inselbewohnern im Indik und Pazifik erklärt, in den nächsten Jahrzehnten würden ihre Inseln verschwinden (sie glauben es selbst längst), oder klarmacht, dass dafür in den Pegelstandskurven keinerlei Trend zu erkennen ist, ja, sogar der Pegel etwa auf den Malediven in den letzten 40 Jahren sank. Sollte man nicht wenigstens nebeneinander stellen: die bisher empirisch festgestellte Entwicklung der Pegel, die ihre eigene Sprache spricht, und die auf Extrapolationen beruhenden Szenarien für die Zukunft? Getan wird nur eines: man spricht von den Szenarien, als seien sie bereits Realität. Diese einseitigen ›Wahrheiten‹ verinnerlichten längst die Politiker dieser Inseln, die weltweit aktiven Umweltverbände wie Greenpeace, die Zeitungsleser und Fernsehzuschauer. Wehe dem, der noch gegen diese ›Wahrheit‹ anstinken will... Ein Feind der Menschheit.
So ist auch die (Schief)Lage beim zentralen und sehr komplexen Thema, den Extremwetterereignissen. Dass sie zunehmen müssen, ist zum Selbstläufer geworden; längst ›wissen‹ alle, dass dies so ist, und diese Gewissheit erhält sich als selffulfilling truth. Sie ist gegen seriöse wissenschaftliche Einwände immun geworden; Einwände, dass es sogar durchaus ernstzunehmende Klimaveränderungen in einer Region geben kann, die aber auf menschliche Fehler in dieser Region – oder in einer benachbarten, was oft der Fall ist – zurückzuführen sind, verhallen ungehört; etwa so wie die Warnungen nach der letzten großen Elbeflut, man müsse die Grundkonzepte des Flussmanagements ändern, weil sie solche Flutkatastrophen erst möglich machen; nun haben die polnischen Nachbarn 2010 eine Neuauflage erlebt. Aber daran war natürlich der Klimawandel schuld: die extremen Flutereignisse nehmen zu, müssen ja zunehmen! Sie müssen in der Tat – aber aus ganz anderen Gründen.
Die platzgreifende Sichtweise von der klimawandelbedingten Zunahme der Extremereignisse verändert unsere Wahrnehmung durch andere Bewertungen; aber was ist, wie gesagt, subjektiver als das Empfinden von Wetterereignissen! Die Wahrnehmung wiederum scheint die vorgefasste Meinung zu bestätigen: es wird ja alles immer schlimmer! Die meteorologische Berichterstattung tut das ihre dazu, indem sie alle Rekorde nach oben sofort meldet. Wer weiß noch, was vor 30, gar vor 60 Jahren war? Vor 100 – oder vor 700 Jahren? Etwa so weit zurückliegend, genauer im Juli 1342, ereignete sich eine Überschwemmungskatastrophe, bei der in einer Woche etwa die Hälfte der mittleren Jahresniederschlagsmenge fiel. Viele Brücken an Donau, Main und Elbe wurden zerstört, die Ernten in weiten Teilen Mitteleuropas vernichtet, fruchtbares Erdreich in einem Ausmaß weggeschwemmt, dass es etwa einem Jahrtausend Erosion gleichkam: das war die ›Magdalenenflut‹, wahrhaftig ein Jahrtausendereignis. Wie ist das einzuordnen? Das 14. Jahrhundert war der Beginn der Kleinen Eiszeit, in der weitere große Flutereignisse folgten, aber auch so apokalyptische Erscheinungen wie Heuschreckenschwärme über Mitteleuropa; Missernten und Hungersnöte folgten, die Pest tat dann noch das ihre. Eine jüngste Analyse über 350 Jahre zeigt, dass sommerliche Blockadephasen gehäuft in Zeiten niedriger Sonnenaktivität auftreten [vii] – denn um eine solche Blockadelage handelte es sich im Juli 1342 vermutlich, eine sog. ›V b-Lage‹, bei der ein stark mäandrierender Strahlstromverlauf zur Stagnation kommt und sich Hochrücken und Tiefdruckrinnen stationär über Wochen ›einnisten‹, so dass sintflutartige Regen in der einen Region, verheerende Hitze in der benachbarten gleichzeitig wüten – wie auch jetzt wieder in den Wochen von Ende Juli bis Mitte August: auch das war eine V b-Blockadelage. Die Verringerung der Solaraktivität trifft für die Kleine Eiszeit zweifelsfrei zu. Was hat das mit heute zu tun? Sollten die V b-Lagen tatsächlich in den letzten Jahren gehäuft aufgetreten sein, so könnte das aus diesem Blickwinkel erklärt werden, denn wir befinden uns seit Jahren in einer Phase auffällig geringer solarer Aktivität, und Solarforscher haben dementsprechend auch eine Abkühlung vorausgesagt. Also auch dieser Abkühlung von nur 12 Jahren sollte man vielleicht mehr Aufmerksamkeit schenken, statt sie als Schluckauf einer allgemeinen unaufhaltsamen Erwärmung abzutun.
Es bleibt ein entscheidender Unterschied, ob man der Öffentlichkeit erklärt, an einem Extremereignis (genauer gesagt: an seinen verheerenden Folgen) sei wieder einmal der Treibhauseffekt schuld, oder klarstellt: Es wurden eindeutig benennbare Fehler gemacht im Umgang mit der Natur, durchaus aus Habgier, aber auch aus Not, aus Unwissen, aus was-weiß-ich allem – beim Bauen, beim Siedeln, in der Landwirtschaft mit ihren riesigen Stickstoff-Überschusslasten, beim Dämmen von Flüssen, beim Umgang mit Bergwäldern usw. usw. Ich habe bis zum Überdruss die Faktoren aufgezählt, durch die aus natürlich zu erwartenden Extremwettereignissen – Starkregen, Dürren usw. – mit ihren natürlichen Rhythmen des Kommens und Gehens katastrophale Ereignisse werden können. Weil wir Menschen daran schuld sind! Aber nicht ›global‹, und nicht durch CO2-Steuern zu heilen, sondern durch ökologisch vernünftiges Handeln am Ort.- Und darüber hinaus gibt es tatsächlich auch Vorgänge, die mit der Sonnenaktivität zusammenhängen! Das wird auch der Emissionshandel nicht lindern.
Wie weit meine Kontrahenten diese Faktorenaufzählung überhaupt zur Kenntnis nahmen, kann ich nicht erkennen. Fiel das alles in die Rubrik ›längst widerlegt‹? Das wäre, mit Verlaub gesagt, eine Ignoranz. Wenn so mit Vorurteilen gearbeitet wird, sollten wir die fruchtlose Debatte hier beenden.
[i] http://www.prisonplanet.com/big-oil-behind-copenhagen-climate-scam.html, 7.12.2009
[ii] Siehe BP-Homepage, www.bp.com
[iii] http://www.exxonmobil.de/unternehmen/energie/schmierstoffe/biodiesel/02.html
[iv] http://www.exxonmobil.de/cgi-bin/dps/dps-query-actual.cgi?inclfile=03112801
[v] Vgl. »Jenseits der Billionengrenze«, Bericht über ein Gutachten von 30 Professoren für Kraftwerkstechnik aus 8 europäischen Ländern, in Weltwoche Nr.28-10. Man sollte diese kritische Darstellung zur Machbarkeit des Klimaschutzes und der Bezahlbarkeit auch nur mittelfristiger Klimaschutzziele ernstnehmen.- Die Einschätzung der Gutachter, die Kernenergie sei in Zukunft unverzichtbar, teile ich persönlich nicht. Im Gegensatz zur Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Laufzeiten wurden nun um ca. 14 Jahre verlängert – für den Klimaschutz.
[vi] Laut Maminul H. Sarker beim ›Center for Environmental and Geographic Information Services‹ (CEGIS) in Dhaka, http://news.bbc.co.uk/go/pr/fr/-/2/hi/south_asia/7532949.stm 30.7.2008.
[vii] Michael Marshall, »Frozen jet stream links Pakistan floods, Russian fires«, New Scientist Nr. 2773, 10.8.2010, und Mike Lookwood (Reading, UK) in New Scientist 17.4.2010.