Multimedikation und altersbedingte Nebenwirkungen

Nicht alle Medikamente, die jungen Patienten helfen, sind auch für ältere Menschen geeignet. Schon gar nicht, wenn zehn oder mehr unterschiedliche Präparate auf einmal eingenommen werden. Da aber eine Krankheit im Alter oft nicht isoliert auftritt, müssen ältere Patienten häufig eine Reihe von unterschiedlichen Arzneimitteln gegen verschiedene Erkrankungen einnehmen, was das Risiko für Wechsel- und Nebenwirkungen deutlich erhöht. Deshalb hat nun erstmals eine Forschergruppe der Universität Witten/Herdecke unter Leitung von Prof. Dr. Petra Thürmann die Medikamente für den deutschen Markt zusammengestellt, die für ältere Menschen problematisch sein können. Gedacht ist die Liste, die am 9. August 2010 im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht wurde, als Hilfestellung für Ärzte und Apotheker zum Schutz ihrer älteren Patienten.

»Wir bieten den Ärzten auch Informationen darüber, bei welchen Erkrankungen ein Medikament wenn möglich nicht verwendet werden sollte«, erklärt Professor Thürmann. Das heißt praktisch: Hat ein älterer Patient zum Beispiel eine schlechte Nierenfunktion, sollte der Arzt auf die Verschreibung bestimmter Schmerzmittel verzichten. »So können Nebenwirkungen minimiert werden.« Sofern vorhanden, benennt die Liste deshalb auch alternative Wirkstoffe, die weniger riskant für alte Menschen sind. »In manchen Fällen ist die Verordnung eines potenziell ungeeigneten Stoffes nicht zu vermeiden, etwa, weil es keine wirksamen Alternativen gibt. In solchen Fällen gibt es dann eine Empfehlung, wie die Dosis angepasst werden könnte und welche Maßnahmen sich eignen, um den Verlauf der Therapie zu kontrollieren«, sagt Professor Thürmann.

Die Aufstellung umfasst 83 für ältere Menschen potenziell ungeeignete Arzneimittel, darunter eine Reihe von Schmerzmitteln. Nötig ist die Liste besonders deshalb, weil der Körper älterer Menschen häufig anders auf ein bestimmtes Medikament reagiert als der junger Menschen. Mit der Zeit verändert sich der Stoffwechsel, so dass im Alter Arzneimittel meist langsamer abgebaut werden und oftmals stärker wirken - auch dadurch steigt das Risiko für Nebenwirkungen.

Die Forschergruppe ist im Verbund PRISCUS organisiert, der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.

Weitere Informationen zum Thema erhalten Sie von: Prof. Dr. Petra Thürmann, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie der Universität Witten/Herdecke, Philipp Klee-Institut für Klinische Pharmakologie Helios Klinikum Wuppertal, Tel.: 0202 / 896-1851, E-Mail: stefanie.holt@uni-wh.de