Starre Bürokratie – ängstliche Eltern. Womit ein integrativer Kindergarten zu kämpfen hat

Heike Neumann

Unser integrativer Kindergarten arbeitet jetzt im zehnten Jahr. Davor waren wir ein reiner heilpädagogischer Kindergarten mit zwei Gruppen. 1998 wurde ein Neubau beschlossen, da die alten Räumlichkeiten den neuesten Auflagen des Landesjugendamtes und des Landschaftsverbandes nicht mehr entsprachen. Es waren also eher äußere Zwänge, die zur Veränderung führten. Während der Bauphase sah das Kollegium mit sehr gemischten Gefühlen dem Neuanfang entgegen. Einige konnten sich nicht vorstellen, außer den heilpädagogischen Kindern mit teilweise starken Handicaps noch zehn Kinder dazu zu bekommen, die ganz andere Probleme haben und neue Anforderungen stellen würden. Es gab aber auch Kollegen, die sich schon länger mit dem Gedanken der Integration auseinandergesetzt hatten und die sich auf die neue Aufgabe freuten. In der Ausbildung war keiner von uns groß darauf vorbereitet worden. Es gibt leider immer noch Ausbildungsstätten, die ihren Studenten abraten, das Anerkennungsjahr zum Erzieher in einer integrativen Einrichtung durchzuführen.

»Wenn im Kindergarten Behinderte sind, gehe ich da nicht mehr hin«

Während der Bauphase entstand eine Vorlaufgruppe von Kindern ohne Handicap, die nach einem Jahr auf die integrativen Gruppen aufgeteilt werden sollten.

Die Vorlaufgruppe war in einem Therapiegebäude unserer Werkstatt für erwachsene Behinderte untergebracht, so dass die Kinder öfter Kontakt zu diesen hatten. Das war nicht immer einfach, wie die entschiedene Aussage eines Kindes zeigt: »Wenn im neuen Kindergarten behinderte Kinder sind, gehe ich da nicht mehr hin.« Doch als dieses Kind dann einige Tage im neuen Kindergarten war, hörten wir von den Eltern, es seien ja keine behinderten Kinder im Kindergarten und deswegen alles in Ordnung! Tatsächlich hatten wir in der Gruppe ein schwer mehrfach behindertes Kind, ein Kind mit Down-Syndrom, ein Kind mit Entwicklungsverzögerung und zwei Kinder mit ADHS.

Schließlich starteten wir mit nur drei statt vier Gruppen, da wir trotz vieler Bemühungen nicht genug Kinder ohne Handicap bekamen.

Es ließen sich weder das Landesjugendamt noch der Landschaftsverband darauf ein, die vierte Gruppe als reine heilpädagogische Gruppe, begrenzt auf ein Jahr, zu starten. Alles war da. Die Gruppe war komplett ausgestattet und die Kollegen waren in der Einrichtung vorhanden. Wir hatten aber mehr als genug Kinder mit Handicap, die so auf der Warteliste blieben und keinen Kindergartenplatz bekamen. Doch für den Landschaftsverband gibt es nur noch integrative Gruppen. Ob diese starre Auslegung immer dem Wohle der Kinder dient, ist fraglich.

Den vollständigen Artikel lesen Sie in der Novemberausgabe 2009 der Erziehungskunst.