Phönix aus der Asche. Die Neue Waldorfschule Rendsburg

Stefan Schauer

Keine Waldorfschule mehr in Rendsburg, konnte das wirklich sein? Ein kleiner Kreis betroffener Eltern konnte das nicht hinnehmen. Es wurde überlegt, geplant und viel gesprochen. Es wurden Menschen gesucht, die die Schule finanziell unterstützen könnten, neue Konzepte geschrieben, ein neuer Verein gegründet und ein neuer Vorstand gewählt, es wurden Eltern befragt, ob sie ihre Kinder weiter in Rendsburg in eine Waldorfschule geben würden. Doch schnell wurde klar: Die Schule, wie sie einmal war, wird es erst nicht mehr geben können; sie als voll ausgebaute Schule zu halten, dafür reichten die finanziellen Mittel nicht.

Neue Überlegungen entstanden. Es sollten Klassenverbände mit doppelten Jahrgängen geschaffen werden. Klasse 1 und 2 zusammen, 3 und 4, 5 und 6. Für mehr Klassen reichten die Finanzen nicht. Es fanden sich neue Lehrer, die bereit waren, eine neue Schule mit aufzubauen. Jetzt musste nur noch ein neuer Ort für die Schule gefunden werden – so dachte zumindest der neue Vorstand.

Damit ging man zum Ministerium nach Kiel. Alle waren voller Hoffnung und voller Freude, darauf eingestellt, dass das Ministerium »Ja« sagen würde und die üblichen 82 Prozent zur »neuen Schule« beisteuern würde.

Das war leider nicht der Fall, weil dem Ministerium die Unterschiede zu der bisherigen Schule zu groß waren und es keine Fortführung der alten Schule erkennen konnte. Das bedeutete: Die ersten zwei Jahre wird es keine staatlichen Zuschüsse geben. Die Stimmung der Menschen, die sich so viele Gedanken gemacht hatten, fiel in den Keller, doch trotz dieser Niederlage sollte ein letzter Versuch gestartet werden.

Finanziell war klar: Banken, Stiftungen und Privatpersonen geben uns die Sicherheit, dass die Schule auch für zwei Jahre ohne die Bezuschussung des Landes stattfinden kann, also gingen die Gedanken in Richtung »Neugründung einer Waldorfschule«. Dieser Plan fand allerorten großen Anklang, wo auch immer er vorgestellt wurde. Die Motivation des neuen Vereins stieg ins Unermessliche, das war von Vorteil, denn die Zeit lief. Inzwischen hatten die Sommerferien in Schleswig-Holstein angefangen und die Angst, keinen Ort zu finden, an dem die Schule starten könnte, und die Angst, Eltern und Kinder ein zweites Mal enttäuschen zu müssen, war sehr belastend. – Ein Ort für die Schule ließ sich nicht finden. Sollte es das Ende vom nicht einmal begonnenen Neuanfang sein?

Das konnte nicht sein und es war auch nicht so. Die alte Waldorfschule ist zwar nicht mehr, doch das Gebäude war ja noch da. Dank der unermüdlichen Hoffnung dieser Menschen, die das Ende nicht hinnehmen wollten, wurde ein Teil der alten Schule angemietet, gerade nur so viel, dass die »Neue Waldorfschule« in Rendsburg hier Platz finden kann. Viele fleißige Helfer räumten und malten, verlegten neue Böden und richteten eine Schule her, in der sich jeder wohlfühlen kann. Pünktlich zum 20. August 2018 konnten wir die Tür für unsere Schüler öffnen und dürfen uns »Neue Waldorfschule Rendsburg in Gründung« nennen.

Zum Autor: Stefan Schauer ist ehemaliger Schüler der alten und Elternteil und Vorstandsmitglied der neuen Schule in Rendsburg.

www.ja-waldorf-rd.de