Was die Schüler in ihren gegenseitigen Interviews als Zukunftsimpulse formulieren, das spielt von heute aus gesehen in einer Welt, die so anders scheint, als läge sie in einer fernen Vergangenheit. Damals, als wir noch dachten, dass das alles irgendwie so weitergeht, wie wir es kennen, das Leben.
Die Selbstauskunft der Schülerinnen und Schüler zeigt vor allem eins – und das ist gut so: Waldorfschulen sind keine ideologische Einrichtungen. Das fragen sich die Schüler auch selbst im Interview: Was sie denn als Ergebnis dieser Pädagogik von anderen unterscheidet? Antwort: Gar nichts. Es sind ganz normale Jugendliche, die sich hier in individueller Manier, doch ganz im Ton der Zeitlage zu ihrem Lebensgefühl äußern.
Zum Abschluss der Waldorfzeit sind die Zwölftklässler der Landsberger Waldorfschule beim Steinhau-Praktikum in der Toskana. Wir sehen die Protagonisten abwechselnd in Duo-Interview-Szenen und bei der individuellen Arbeit am Stein. Denken mit den Händen – diese Einsicht vermittelt sich dem Betrachter mühelos. Während der »Steinzeit« reflektieren die Jugendlichen ihre Fragen und Anliegen. Wie gut man bei solchen Prozessen der Gestaltung in die eigene Seele tauchen kann, das ist es, was wir Muße nennen. Damit zeigt sich gleich dreierlei, was Sinn und Verstand der Waldorfpädagogik angeht: zwischen Handwerk und Denkwerk die Kunst, sich selbst zu begreifen. Diese wird zunehmend zum lebenswichtigen Faktor. Denn was die Zukunft braucht als Schlüsselqualifikation, ist das individuelle Gestaltungsvermögen.
Insofern ist der Abschluss der Dokumentation tatsächlich noch einmal pädagogisch im besten Sinne. Die Porträts der einzelnen Schüler offenbaren nichts Sensationelles und enttäuschen damit die heimlich-unheimliche Hoffnung des Publikums. Erwarten wir nicht doch klammheimlich, dass geniale Zeitgenossen und Überflieger der Schule entspringen, um so deren Potential unter Beweis zu stellen? All die Listen erfolgreicher Absolventen, auf die man so gern verweist.
Der Wert dieser Pädagogik liegt im Sinn für das Leben, den sie hat. Dieser vermittelt sich in Maria Knillis neuem Film ebenso eindringlich wie in den vorangegangen Teilen. Die Kräfte, die sich darin am Werk zeigen, lassen hoffen auf Zukunft. Das ist aktuell eine sehr tröstliche Aussicht.