»Reich’ mir mal die Kettensäge …«. Sicherheit im Werkunterricht

Thomas Verbeck

Die Verwaltungsberufsgenossenschaft (VBG) hat im Oktober 2012 zum wiederholten Male ein fünftägiges Seminar zu Fragen der Sicherheit in der schulischen Holzwerkstatt veranstaltet. Teilgenommen haben fünf Werklehrer und fünf Hausmeister, alle von deutschen Waldorfschulen. Die maschinenkundliche Vorbildung der einzelnen Teilnehmer war sehr unterschiedlich, ebenso der individuelle Zeitraum der beruflichen Erfahrung im Umgang mit Holzbearbeitungsmaschinen: Er reichte von null bis dreißig Jahren.

An drei Arbeitstagen wurden wir detailliert in den Umgang mit verschiedenen Maschinen eingewiesen. Es ging darum, Gefahren zu erkennen und die Staub- und Lärmbelastung zu verringern. Zusätzlich wurden Hilfswerkzeuge und Methoden eingeführt und unter Aufsicht geübt, mit denen die Gefahr bei der Arbeit reduziert werden kann.

Innerbetriebliche Organisation des Arbeitsschutzes

Das Thema »Arbeitsschutz« scheint für den einzelnen Werklehrer in der Schule nur eine untergeordnete Bedeutung zu haben. Spätestens nach einem Unfall aber, der zu einer Gerichtsverhandlung führt, wird deutlich, dass es hier ein Arbeitsfeld gibt, das häufig brach liegt und aus Unkenntnis unbearbeitet bleibt. Die letzte rechtliche Verantwortung liegt in allen schulischen Fragen beim Schulträger und dessen Vorstand. Dies betrifft auch den weiten Bereich des Arbeitsschutzes.

In Kenntnis der komplexen Gefahren, die in einer Werkstatt lauern, regt die VBG nachdrücklich an, die Verantwortung für Aufgabenbereiche und Zuständigkeiten klar zu benennen und sie formell an Fachkräfte zu übertragen. Sie sollen die Risiken der einzelnen Arbeitsschritte an den Maschinen einschätzen und das »Personal«, also die Lehrer, Eltern und Schüler, die mit den Holzbearbeitungsmaschinen umgehen, entsprechend einweisen. Beides wird dokumentiert. Dies hört sich für denjenigen, der nur kreativ handwerklich mit seinen Schülern arbeiten will und dabei auch mal Maschinen, hauptsächlich aber Handwerkzeuge benutzt, sehr formalistisch und bürokratisch an.

Der Richter allerdings, der einen Unfall beurteilen soll, bezieht sich letztlich auf diese formalen Grundlagen und auf das, was einwandfrei dokumentiert wurde. Sowohl für die Gefährdungsbeurteilungen als auch für die Einweisung an den Maschinen und deren Dokumentation bietet die VBG umfangreiches und anwenderorientiertes Material, das unmittelbar eingesetzt werden kann.

Arbeitssicherheit als Qualitätsmerkmal

In den Waldorfschulen beschäftigen wir uns seit langer Zeit mit Fragen der Qualitätsentwicklung und -sicherung. Dies geschieht auf sehr unterschiedlichen Wegen, schulintern oder durch eine Qualifizierung von außen bis hin zu einer Zertifizierung.

Überlegenswert erscheint es, den Bereich »Arbeitssicherheit« in diese Arbeit aufzunehmen. Zum einen hat dies eine nicht zu unterschätzende Außenwirkung für die Schule und beruhigt Eltern, die sich angesichts «gefährlicher Unterrichtsaktivitäten« um die Gesundheit und Sicherheit ihrer Kinder sorgen. Zum Anderen trägt es dazu bei, interne, alltägliche Reibungspunkte über Fragen wie »Reich’ mir mal eben die Kettensäge …« zu glätten. Gibt der Hausmeister die Säge an einen Kollegen oder ein Elternteil heraus und hat er sie nicht in den Gebrauch der Maschine eingewiesen, hat er ein Problem; gibt er sie nicht heraus, hat er Streit. Beides möchte man vermeiden. Eindeutige Regelungen klären Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten und schaffen Akzeptanz bei allen Beteiligten.

Was die Berufsgenossenschaft empfiehlt, ist sinnvoll

Die VBG empfiehlt, das Sicherheitstraining nach fünf Jahren zu wiederholen. Dieser Empfehlung kann man sich als tätiger Lehrer, aber auch als Schule und Schulträger nur anschließen. Nebenbei: das Seminar wird voll von der VBG getragen, inklusive Fahrtkosten, Unterbringung und Vollverpflegung im hochklassigen »Akademiehotel« in Dresden. Der Fortbestand des Seminars hängt von der Nachfrage ab. Alle Waldorfschulen, besonders die Vorstände der Schulträger sind gut beraten, ihre Werklehrer zur Teilnahme an diesem Seminar aufzufordern und dafür freizustellen. Wo dies nicht passiert, sollten sich die Werklehrerinnen und Werklehrer, aber auch die Hausmeister selbst um die Anmeldung zum Seminar kümmern.

Termine: Seminare in Dresden (Schreiner): 18.-22. März 2013, 2.-6. September 2013, 7.-11. Oktober 2013; Schmiedeseminar in Wahlwies am 10.-12. April 2013

Info und Anmeldung: http://tinyurl.com/bp2memd | http://tinyurl.com/bqnkab8