Denn zweierlei gilt es zu vereinbaren: als Persönlichkeit hinter die Informationen, Erläuterungen und Empfehlungen zurückzutreten, um möglichst objektiv und freilassend einen breiten Interessentenkreis anzusprechen, andererseits unvermeidbar in der Auswahl und Art der Präsentation der Inhalte seine Persönlichkeit und seine Intentionen zum Ausdruck zu bringen. Das gilt um so mehr, als es bei dem hier besprochenen Buch nicht um irgendein Land geht, sondern um jene Region der Erde, die sich unter religionsgeschichtlichen, religiösen, politischen und geographischen Gesichtspunkten einer einfachen Darstellung entzieht.
Wellershoff-Schuur macht sich kenntlich als christliche Pfarrerin. Die Entwicklung des Menschen zur freien Individualität, zur Liebe- und Friedensfähigkeit jenseits aller nationalen, ethnischen und konfessionellen Zugehörigkeit zu Gruppierungen, sind ihr ein Anliegen. Als langjährig erfahrene Reiseleiterin, Mitgründerin eines Begegnungszentrums und Mitgestalterin von internationalen Begegnungen im Heiligen Land (www.torzurwelt-ev.de) verfasste sie ein praxis- und erlebnisnahes Buch. Themen der Kapitel sind die üblichen Stätten von Interesse in Israel und Palästina, aber in einer Weise, dass die Erlebnisse an den jeweiligen Orten mit ihren konkreten äußeren und inneren, seelisch-geistigen Aspekten den Leitfaden bilden, gelegentlich ergänzt durch vom Text abgegrenzte Sachinformationen. Das Subjektive und Zufällige, das einem Journal notwendig anhaftet, ist dabei, wie in einer Reportage, nicht belanglos, sondern charakterisierend. Dankbar begegnet der Lesende der freilassenden Haltung und seelischen Weite der Autorin. Einen Reiseführer kann das Buch nicht ersetzen, aber vor allem für spirituell aufgeschlossene Menschen ist es eine hervorragende Lektüre zur Vorbereitung und Einstimmung auf eine Reise ins Heilige Land.
Ilse Wellershoff-Schuur: Am Kreuz der Erde – Ein Reisejournal aus dem Heiligen Land, brosch., EUR 19,90, Verlag Urachhaus, Stuttgart 2015