Der praxiskundige Autor lässt kaum einen Mangel des deutschen staatlichen Schulsystems aus, um ihn zu analysieren und Vorschläge zur Besserung zu unterbreiten.Die Zielgruppe des Buches sind erklärtermaßen die politischen Verantwortungsträger.
Daneben kann es von Verkrustung einerseits und verordneten Reformen andererseits ermüdeten Staatsschullehrern eine Stimme geben. Den Rahmen des staatlichen Schulwesens verlässt der Autor nicht. Er vertritt eindeutig den Gemeinschaftsschultyp und wünscht sich Freiräume, um die Entwicklungsmöglichkeiten aller Schüler zu erkennen und zu fördern. Auch erläutert er Konzepte von Schulen, die in der Öffentlichkeit als besonders erfolgreich wahrgenommen werden.
Ein Waldorflehrer findet viele Aussagen, die für ihn nicht neu sind: dass das verniedlichte schulische Lernen nicht in den Kindergarten gehöre und den Kindern ihre Kindheit raube; dass Bildungsstandards nicht den Unterricht verbesserten; dass Notengebung korrumpierend auf alle Beteiligten wirke; dass das staatliche Schulsystem Ängste vor Versagen erzeuge und so weiter. Erstaunlicherweise wird die Waldorfschule nur einmal (lobend) erwähnt.
Das Buch wirkt wie frisch von der Leber weg geschrieben. Dies impulsiert anfangs, ermüdet aber nach einiger Zeit. Man wünschte sich ein Buch, dessen Haupt- und nicht Untertitel lautete: Wege aus der Bildungskrise.
Roland Seidl: Reißt diese Schulen ein! Wege aus der Bildungskrise. 236 S. m. Illustr., brosch. EUR 17,95. Kösel Verlag, München 2009