Faire Affäre

Mareike Stutz

Beide Frauen sind Künstlerinnen mit vielseitigen Interessen und Begabungen, die auf der Suche nach Inspiration und Erfüllung immer wieder Neues ausprobieren. In ihr Zusammenleben hat sich hingegen viel Routine und Gleichmaß geschlichen. Ob bei gemeinsamen Filmabenden, beim Fischen oder sogar auf Reisen – stets kennt jede ihre Rolle, ohne dass es großer Worte und Erklärungen bedarf. Dennoch ist Jonna die Dominantere der beiden und Mari tut viel dafür, die Harmonie zu bewahren. Aber auch Jonna weiß genau, was Mari braucht und was sie verletzt. Deshalb versucht sie, Mari vor der manchmal unangenehmen Realität zu schützen und ihr Sicherheitsbedürfnis zu erfüllen.

Mit unerwarteten Ereignissen gehen die beiden um, indem sie darüber reden oder meistens eher schweigen. Für sie ist es nur wichtig, immer fair miteinander zu sein und vor allem die künstlerischen Ziele der jeweils anderen zu unterstützen. Als Jonna eine unerwartete Chance bekommt, stehen die Frauen vor der Entscheidung, ob sie ihr altes Leben unverändert weiter führen sollen oder ob ein wenig Abstand ihnen vielleicht sogar gut tun würde.

In siebzehn Episoden erzählt Tove Jansson von den beiden Künstlerinnen. Die scheinbar zusammenhanglosen Einblicke in deren Leben fügen sich nach und nach zu einem lebendigen Gesamtbild. Es weckt im Leser Sympathie und Verständnis für die manchmal schrullig wirkenden, letztendlich aber nachvollziehbaren Verhaltensweisen von Mari und Jonna. Tove Jansson verarbeitet in den Geschichten auch ihre eigenen Erfahrungen und Erlebnisse. Die Autorin war ebenfalls vielseitig künstlerisch begabt und nicht nur als Schriftstellerin, sondern auch als Malerin und Karikaturistin tätig. Als Erfinderin der Mumintrolle wurde sie weltbekannt. Stets rebellisch und politisch engagiert, lebte auch Tove Jansson ganz selbstverständlich den Großteil ihres Lebens mit einer Frau zusammen.

Tove Jansson: Fair Play, geb., 121 S., EUR 17,90, Verlag Urachhaus Stuttgart 2014