Allein unter Müttern

Bernhard Mrohs

»Allein unter Müttern« – so muss der Autor sich wohl gefühlt haben, als er nach eigenen Angaben zur Mutter ward, damit seine Frau sich weiterhin beruflich betätigen konnte. Das machen heute viele Männer. Dass er als Vater und Hausmann gleich ein Buch darüber schreiben muss, erfordert einiges Verständnis des geneigten Lesers. Muss der Mann erst zur Mutter werden, wie der Autor schreibt, um seine Kinder zu erziehen? Das wäre ein Armutszeugnis für uns Männer. Aber er meint, der einzige »furchtlose Vater« unter all diesen Müttern zu sein. Und eingenommen von sich wie er ist, macht er natürlich alles mit links. Er weiß, wo es lang geht. Er kann nur den Kopf schütteln über die Betulichkeit dieser Mütter. Ob beim Schuhkauf, bei der Babymassage, beim Babyschwimmen, beim Babyyoga oder im Kinderkaffee, er fühlt sich angenervt von all den Müttern, die auch eine Meinung haben. Doch im weiteren bedient er sich abgelutschter Mann-Frau-Klischees, die sich eher wie ein Nachklang aus den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts lesen. Und wenn sich der Arme auf einem Kindergartenfest nach einer Flasche Bier sehnt, kann man ihn wirklich nur bedauern. Oder das Buch zuklappen.

Wenn Bendikowski seinen Lesern glauben machen will, das Kindererziehung Tag für Tag nur lustig ist, macht er vor allem sich selber etwas vor. Die Erfahrung, dass Kinderalltag auch Herausforderung ist und man an seine Grenzen kommen kann, scheint er nicht gemacht zu haben. Seinen Rat an uns Männer, sein »Buch über unsere Frauen« zu lesen, kann man getrost vernachlässigen. Diese Zeit widmen wir lieber unseren Kindern.

Tillmann Bendikowski: Allein unter Müttern: Erfahrungen eines furchtlosen Vaters, brosch., 207 S., EUR 14,99, Bertelsmann, München 2012