Astronomische Perspektiven

Virgilius Vogl

Teilweise findet man dann Begründungen, vieles wird aber auch einfach als Tatsache mitgeteilt, was bei genauerem Hinsehen eigentlich Theorie ist. Das von Walter Hutter, Achim Preuß und Albrecht Schad herausgegebene Buch gibt dazu aber viele Anregungen und Hinweise. Erstens ist darin so ziemlich alles zu finden, was sich auf dem Gebiet der Astronomie von einst bis heute ereignet hat: Thomas Maile beschreibt das momentan gängige »Standardmodell« der Astronomie und wie es begründet wird. Albrecht Schad stellt die Entwicklung von der ägyptischen Kultur bis zum eben genannten Modell dar – vom geozentrischen Weltbild über das heliozentrische bis zum x- beliebig-zentrischen. Darin sucht er den Menschen.

Dass viele philosophische Fragen, die den Kosmos und dessen Entstehung betreffen, schon sehr lange durchdacht wurden, zeigt der Artikel über die Ansichten der Vorsokratiker von Achim Preuss. Deren Gedanken muten teilweise sehr naiv an, gleichzeitig aber auch überraschend modern.

Walter Hutter geht von den mit den Sinnesorganen am Himmel wahrnehmbaren Planetenbewegungen aus. Er beschäftigt sich mit dem Penrose-Modell, das auf eine sehr abstrakte Weise den zyklischen Lebensprozess des Kosmos beschreibt. Sein Artikel endet mit vielen Zitaten bedeutender Persönlichkeiten unserer Zeit. Den Anfang des Buches bildet ein Artikel von Albrecht Hüttig. Er stellt den ganzen geschichtlichen Verlauf der den Kosmos betreffenden Ansichten unter dem Gesichtspunkt der Bewusstseinsentwicklung dar. Darin sind viele Hinweise auf ganz moderne Schriften enthalten. Der Leser wird mit den allerneuesten Ansichten bekannt gemacht. So wird etwa das oben angeführte »Standardmodell« in seinen Grundfesten erschüttert.

Möchte man etwas über Astronomie erfahren oder gar unterrichten, so kann man sich ja gut »verlassen« auf die Bewegungen der näheren Gestirne (Planeten), doch schon bei größeren Entfernungen wird alles unklarer. Für die früheren Menschen bestand der Himmel aus Gottheiten. Heute besteht er, wie fast jedes Astronomiebuch lehrt, aus Staub, Kernreaktionen und schwarzen Löchern. Das Buch ist ein Muss für alle, die einen gedanklichen Weg aus dem unser Denken in Beschlag nehmenden »schwarzen Loch« suchen.

Walter Hutter, Achim Preuss, Albrecht Schad (Hrsg.): Astronomie – Aktuelle Perspektiven zur Himmelskunde und Kosmologie, Taschenbuch, 123 S., EUR 16,–, Schneider Verlag, Hohengehren 2017

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