Das Wunder des Wassers

Ariane Eichenberg

Inge Just-Nastansky hat die stille Sprache des Wassers mit eindrucksvollen Bildern sichtbar gemacht. Fünfzehn Jahre lang hat sie an den Bildekräften des Wassertropfens geforscht und diese mit dem Verfahren der Dunkelfeld-Mikroskopie und -Fotografie festgehalten. Hierfür hat sie das Wasser mit Salzen, Mineralien, Edelsteinen, Metallen, Pflanzen – Früchte, Samen, Stängel, Rinden –, aber auch Flüssigkeiten des Menschen – Tränen, Speichel, Blut versetzt. Tage, Wochen bis Monate lang liegen diese Stoffe im Wasser und prägen sich ihm ein. Aus den Ansätzen wird dann ein Tropfen entnommen, auf eine Oberfläche getropft, getrocknet und durch die auf das Dunkelfeld-Mikroskop aufgesetzte Kamera fotografiert. 

Entstanden ist ein Bildband mit 548 farbigen Abbildungen, die von eigenartiger und staunenswerter Schönheit sind. Runde, wirbelnde, kreisende, zusammenziehende, sich ausbreitende, eckige, kristalline, zerstreute und zentrierende Formen in blauen, grünen, mattbraunen, gelblichen Farben erfreuen das Auge und rufen geradezu Ehrfurcht vor dem Wunder Wasser hervor. 

Man kann diese Abbildungen einfach nur im Betrachten genießen, man kann aber auch versuchen, die Veränderungen des Wassertropfens durch die unterschiedlichen Materialien und Umstände nachzuvollziehen. Hierzu allerdings benötigt man Goethes sorgsamen Blick, der »die Reihe der Lebendigen« erfasst. So werfen die Bilder viele Fragen auf, zeigen sie doch kosmische Gesetzmäßigkeiten, die im geronnenen Ätherischen ihren Ausdruck finden. Gerade auch, wenn man hinzunimmt, dass die Wasserbilder sich verändern, wenn vor dem Auftropfen Eurythmie gemacht wurde oder nicht. In ihren Betrachtungen zu den einzelnen Kapiteln gibt die Autorin Hinweise auf der Grundlage von Rudolf Steiners Forschungen. 

Es ist allerdings nicht ihr Anliegen, die Dinge aufzuschlüsseln und ein fertiges Ge­dankenprodukt zu liefern, was auch kaum dem Wasserelement entsprechen würde. 

Geheimnis und Wunder bleiben trotz des Sichtbarmachens von Unsichtbarem gewahrt. Das Buch eignet sich für alle, die Freude an den Gesetzen des Lebens und seiner Schönheit haben.

Inge Just-Nastansky: Die stille Sprache des Lebens. Bildekräfteforschung im Wassertropfen, geb., 200 S., 548 farbige Abbildungen, EUR 54,–, Schneider-Editionen, Stuttgart 2018

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