Der Mensch aus dem Wesen der Farbe

Torsten Steen

Im wiederholten Durchgehen durch die verschiedenen Variationen eines einzigen Motivs kann man etwas erleben wie das Betrachten eines Gegenstands unter verschiedenen Gesichtspunkten. Es bildet sich ein Zusammenklang, in dem das Motiv auf völlig neue und ungewohnte Art »aufleuchten« kann. Insbesondere ging es mir so mit der Reihenfolge der Motive. Durch das hier gezeigte Material wird die organische Abfolge der Bilder unmittelbar spürbar, die Art und Weise, wie sie auf einander aufbauen.

Besonders an den oft ungewohnten und überraschenden Gesichtsbildungen kann erfahren werden, wie ein in der gesamten Bildfläche ausgebreitetes panoramaartiges Gewahrsein an einer bestimmten Stelle gleichsam zu sich kommt, aufwacht. Die Punkte, wo dies geschieht, sind immer in der Komposition des Gesamtbildes verankerte Brennpunkte. Jeder Pinselstrich, jeder Tupfer gerinnt aus der Bildganzheit – es gibt nichts, was aus dieser herausfallen würde. Diese Eigenschaft, insbesondere der Gesichter, kann relativ weit weg führen von Sehgewohnheiten, die sich an isolierten Objekten orientieren und eröffnet einen Ausblick auf eine neue Art, sich als Mensch zu erfahren – was zugleich das Thema der Bilder ist. So gesehen führt die Betrachtung direkt in den Bildinhalt.

Besonders erwähnenswert ist die Dokumentation von Entwürfen zum Grundsteinsaal im Goetheanum.

Dieses Buch leistet einen Beitrag zu einem umfassenderen Verständnis des von Rudolf Steiner ausgehenden Kunstimpulses.

Der Mensch aus dem Wesen der Farbe. Sieben Motivskizzen von Rudolf Steiner. Studien von Gerard Wagner. Herausgeber Peter Stebbing. Verlag des Ita Wegmann Instituts, November 2017.  Kunstbuch, 22 x 28 cm, Halbleinen, 216 Seiten mit 152 meist farbi­gen,  hochwertigen Abbildun­gen. Ebenfalls in englischer Sprache im gleichen Verlag erhältlich (The Art of Colour and the Human Form).