Eurythmie erforscht

Pirjo Partanen-Dill

Jost Schieren und Axel Föller-Mancini stellen am Anfang den thematischen Rahmen dar. Ihnen gelingt es, den Blick von außen auf die Eurythmiepädagogik zu werfen und wichtige Aspekte der modernen Forschung im Zusammenhang mit der Waldorfpädagogik kurz und anregend zu skizzieren.

Schieren erinnert uns am Anfang seines Beitrages »Die Ästhetische Bildung in der Schuleurythmie« an die Schlagzeilen des »Hassfaches Eurythmie« in der Vergangenheit. Er führt den Leser aber sofort in die moderne pädagogische Diskussion: Die Öffentlichkeit wacht allmählich dafür auf, die durch die Marginalisierung der künstlerischen Fächer entstehenden negativen Folgen zu bemerken.

Föller-Mancini führt uns in seinem Beitrag »Pädagogik als Kunstlehre – aktuelle Bezüge eines klassischen Konzepts« in die Fragen der Erziehungskunst und des pädagogischen Taktes. Man erfährt einiges über dem Begriff »Erziehungskunst«. Der Leser kann seiner eigenen Wirksamkeit als Waldorfpädagoge nachlauschen und sich wieder an manche Quelle anschließen. Erwähnt werden soll hier Steiners Aufforderung an die Pädagogen, als Grundbedingung der pädagogischen Tätigkeit selbst vielseitig künstlerisch tätig zu sein.

In den einzelnen Forschungsberichten ringen sieben Eurythmiepädagogen mit Ausdauer um die Verwirklichung der Erziehungskunst. Die Lehrer gehen mutig und ergebnisoffen an die Arbeit, die viel Selbstdisziplin verlangt. Der Leser wird durch lebendige Schilderungen in die Unterrichtsprozesse einbezogen und kann so die reichhaltigen Erfahrungen mitverfolgen. Die Ausführlichkeit des Vorgehens verlangt vom Leser mehr Kenntnisse der Eurythmie und der Menschenkunde Rudolf Steiners als es beim Band zwei »Unterrichtsverläufe beobachten und reflektieren« der Fall ist. In Band zwei steht der gesamte Unterrichtsverlauf in seiner rhythmischen Lebendigkeit im Vordergrund. In Band drei konzentriert man sich auf die Vertiefung der einzelnen methodischen Schritte und der inhaltlichen Aspekte. Am Ende aller Berichte steht etwas Gemeinsames: Das Lehrerbewusstsein verwandelt sich. Es wird deutlich, dass ein Dialog unter den Eurythmiepädagogen in gegenseitiger Anerkennung notwendig ist, um die Eurythmiepädagogik heute weiterzubringen.

Die Trilogie »Beiträge zur Eurythmiepädagogik«, ein Forschungsprojekt der Alanus Hochschule, ist ein freilassendes Fachbuch für Eurythmiepädagogen und eine Fundgrube für Anfänger. Ganz vorne steht der Lernweg, den eigenen Unterricht wahrzunehmen und verbessern zu wollen. Für die Vorbereitung von Eurythmie-Elternabenden kann die Forschungsreihe insgesamt eine Stütze sein. Diese Reihe könnte auch den anderen Fachbereichen eine Bereicherung, ein Beispiel und ein Ansporn sein.

Gisela Beck, Axel Föllner-Mancini, Stefan Hasler (Hrsg.): Erziehungskünstlerische Motive verwirklichen (Beiträge zur Eurythmiepädagogik), Bd. 3, brosch., EUR 19,– Pädagogische Forschungsstelle Stuttgart, Stuttgart 2016