Sachbuch

Geistreise

Ute Hallaschka

Aus dem Vorwort des Autors: »Die Pandemie hat einen enormen Gesprächsbedarf hervorgerufen. Sie hat Fragen und Aufgaben sichtbar gemacht, die lange schon bestanden, aber wenig beachtet worden sind, und vor allem hat sie das Klima der notwendigen Gespräche in schwer erträglichem Maße belastet. Die hier vorgelegte Sammlung von Beobachtungen beleuchtet bewusstseinsgeschichtliche Aspekte dieser Problematik. Ich hoffe, dass dadurch die Schärfe diesbezüglicher Konflikte unter Verehrern und Schülern Rudolf Steiners, die ich als meine Freunde betrachte, gemildert wird.«

Was der Autor hier als Milderung beschreibt, zeichnet sich durch zwei Motive aus. Einmal den Schreibstil, der zutiefst persönlich und freilassend ist, zum anderen methodisch durch die Geste, die Rudolf Steiner als Grundlage der Anthroposophie beschrieben hat: dem individuellen Menschengeist einen Weg zu bahnen, der die Begegnung mit kosmischer Gesetzmäßigkeit ermöglicht.

In acht kurzen Kapiteln skizziert Kiersch den Entwicklungsgang des menschlichen Bewusstseins. So schlicht und klar, dass es erstaunlich ist, wie die anthroposophische Perspektive in Bezug auf die jeweilige Bewusstseinssphäre erscheint. Komplexe Begriffszusammenhänge werden anschaulich – um nicht zu sagen: durchsichtig – in der Darstellung. Im neunten Kapitel kommt es zu einem spektakulären Gedankengang. Hier findet sich eine selten konkrete, sachliche und hilfreiche Einführung in die Wirksamkeit von Luzifer und Ahriman. Der zentrale Satz, auf Seite 58, lautet: »Für mich besteht kein Anlass, Verschwörungen hinter all dem zu vermuten. Für alles, was sich da abspielt, sind keine geheimen Verabredungen nötig. Die maßgeblichen Akteure werden von Zwängen gelenkt, aus denen sie sich nicht befreien können.«

Das ist die Frage dieser Friedensschrift: Können wir es? Jeder und jede von uns, das eigene Erkennen so entwickeln, durch seelische Arbeit, dass es zum Instrument der Freiheit wird? Letztere – und das ist die zentrale Perspektive der Anthroposophie – im liebevollen Verständnis des anderen Menschen? Oder um die Frage in kriegerischen Zeiten entsprechend zu formulieren: wenn wir als Anthroposophen nicht friedlich miteinander reden können – von wem wollen wir es dann erwarten?

Johannes Kiersch: Von der Steinzeit bis zum Great Reset. Ein Anthroposoph versucht, sich nach Corona zurechtzufinden, Frankfurt a.M. 2021, 78 Seiten, Klappenbroschur, € 9,90

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