Genderkritik, schlecht redigiert

Hella Kettnaker

Das sind vor allem die Bindungstheorie und die Ergebnisse der modernen Säuglingsforschung. In zwölf Kapiteln informiert der Autor mit großem fachlichem und historischem Hintergrundwissen über die verschiedenen Aspekte des Themas (nicht nur Freuds Theorien, sondern zum Beispiel auch die Gesetzgebung zur Homosexualität, die Bedeutung der Weltfrauenkonferenz 1995 und die frühe Sexualaufklärung in Kindergärten und Schulen) und bezieht dann Position. Im Gegensatz zu Freud, Marx und den gegenwärtigen Gender-Theoretikern sammelt Sachs Argumente für die »klassische« Vater-Mutter-Kind-Familie, in der dank einer stabiler und liebevoller Bezugspersonen in den ersten Lebensjahren eine Grundlage für ein gelingendes, selbstbestimmtes Leben gelegt wird.

Im Nachwort nimmt er kritisch Stellung zur »Erziehungskunst« des Monats Juni 2017 zum Thema »Gender«, unter anderem zum falsch übersetzten Begriff »männlich-weiblich vs. ein Mann und ein Weib« mit den sich daraus ergebenden Konsequenzen, aber auch positiv zum Artikel »Sichere Bindung«, der sich klar und eindeutig für eine verlässliche Mutter-Kind-Bindung in den ersten Lebensjahren ausspricht.

Offensichtlich ist, dass das Thema Gender die Gemüter bewegt. So kommt dieses Buch zur rechten Zeit, macht allerdings den Eindruck, dass es mit seinem dringenden Anliegen zu eilig geschrieben und fast nicht redigiert wurde. Die Kapitel wirken, als seien sie nach mündlichen Vorträgen niedergeschrieben. Es gibt sehr viele Wiederholungen, grammatische Fehler, nicht ausreichend durchdachte Formulierungen und Druckfehler, die den Text oft schwer- oder sogar missverständlich machen. Zum Beispiel ist von »Fremden« die Rede, wo wahrscheinlich »Freunde« gemeint sind. Und worum handelt es sich bei einer narzisstischen »Blombe« – um eine »Bombe« oder eine »Plombe«? Oft können Argumente und Zitate nicht zuverlässig Personen (dem Autor selbst oder anderen) zugeordnet werden.

Der Autor ist Gynäkologe und Psychotherapeut und hat in seinem langen Berufsleben bereits mehrere Bücher zu Themen wie Mutterliebe, Stillen, Elterngeld und Brustkrebs veröffentlicht.

Hans Sachs: Freud und der Gender-Plan, Taschenbuch, 188 S., EUR 19,90, agenda, Münster 2017